John Stezaker
Es ist die Faszination für das gefundene Bild, der sich die Arbeiten des britischen Künstlers John Stezaker (1949, Worcester) seit den 1970er Jahren verdanken und mit der er die sonst übliche Hierarchie zwischen Künstler und Werk umkehrte. Hierfür verwendet er Filmstandbilder, antiquarisch gefundene Schauspielerporträts, Bilder aus secondhand Büchern oder alte Postkarten: „Es sind die Bilder, die mich finden, und nicht umgekehrt,“ sagt John Stezaker immer wieder. Seine Collagen und Bildfragmente zeichnen sich durch nur minimale Eingriffe aus, wie z. B. in seiner Serie Mask, wo Postkarten wie Masken die Gesichter der Filmschauspieler bedecken: Veränderung des Bildausschnittes, Umkehrung, Über- und Nebeneinanderpositionierung der Bilder.
Indem sie auf eine zwar jüngere, doch bereits vergangene Epoche verweisen, kommt in den Bildern, die John Stezaker verwendet, jene die Fantasie und das Verstehen anregende Wirkung zur Geltung, die bereits die Surrealisten in „altmodischen” Dingen gefunden hatten. „Ich interessiere mich für die Überalterung der Bilder, für den Moment, an dem sie ihre Lesbarkeit verlieren und rätselhaft werden, wo sich eine andere Welt für sie auftut”, erklärt John Stezaker. Seine Werke bieten eine Unterbrechung, oder eine Verzögerung innerhalb der für unsere heutige Zeit so typischen Bilderflut, und lassen so plötzlich Bilder sichtbar werden, die sonst hinter ihrem alltäglichen Gebrauch und hinter ihrer Funktion verschwunden wären.