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Es ist die Faszination für das gefundene Bild, der sich die Arbeiten des britischen Künstlers John Stezaker seit den 1970er Jahren verdanken und mit der er die sonst übliche Hierarchie zwischen Künstler und Werk umkehrte. Hierfür verwendet er Filmstandbilder, antiquarisch gefundene Schauspielerporträts, Bilder aus secondhand Büchern oder alte Postkarten.
„Es sind die Bilder, die mich finden, und nicht umgekehrt”, sagt John Stezaker immer wieder. Seine Collagen und Bildfragmente zeichnen sich durch nur minimale Eingriffe aus, wie z. B. in seiner Serie Mask, wo Postkarten wie Masken die Gesichter der Filmschauspieler bedecken: Veränderung des Bildausschnittes, Umkehrung, Über- und Nebeneinanderpositionierung der Bilder.
Indem sie auf eine zwar jüngere, doch bereits vergangene Epoche verweisen, kommt in den Bildern, die John Stezaker verwendet, jene die Fantasie und das Verstehen anregende Wirkung zur Geltung, die bereits die Surrealisten in „altmodischen” Dingen gefunden hatten. „Ich interessiere mich für die Überalterung der Bilder, für den Moment, an dem sie ihre Lesbarkeit verlieren und rätselhaft werden, wo sich eine andere Welt für sie auftut”, erklärt John Stezaker. Seine Werke bieten eine Unterbrechung, oder eine Verzögerung innerhalb der für unsere heutige Zeit so typischen Bilderflut, und lassen so plötzlich Bilder sichtbar werden, die sonst hinter ihrem alltäglichen Gebrauch und hinter ihrer Funktion verschwunden wären.
Zwar sind sie in vielerlei Hinsicht mit der Tradition der im 20. Jahrhundert so oft verwendeten Technik der Collage verwandt, doch zeichnen sich die Arbeiten John Stezakers insbesondere durch die Art und Weise aus, mit der sie Bedeutung herstellen: diese entsteht weniger aus der Komposition heraus, als dass man sie in einem Bereich „zwischen” den Dingen findet. Die durch die Begegnung zweier unterschiedlicher Bilder entstehende Linie wird für John Stezaker ein eigenständiger, ein „in höchstem Masse anziehender” Raum, in den sich der Blick versenken kann und aus dem neue Bedeutungen aufzutauchen vermögen. Seine Werke loten die Möglichkeiten des Ungesagten aus, sie rütteln an unseren Sehgewohnheiten und unterstreichen doch die Bedeutung des Sehens.