Laurianne Bixhain
In Laurianne Bixhains (1987, Wiltz) fotografischer Arbeit geht es um Fragen nach der Materialität der Bilder und der Dinge, die sie abbilden. Ihre bevorzugten Themen spiegeln markante Facetten der heutigen Gesellschaft, wie z. B. städtische Umgebungen, Luxus- und Technologieobjekte, die aus der extraktiven Wirtschaft stammen (Edelsteinbergbau, Umschmelzen seltener Metalle usw.). Die Künstlerin fotografiert diese mit einem distanzierten und doch eindringlichen Blick, der sich in ihrer Aufmerksamkeit für Oberflächen, Spiegelungen und Texturen zeigt – materielle Eigenschaften, in denen sie Verbindungspunkte zwischen der Realität und ihrer Darstellung sieht. Durch die Kombination von analoger und digitaler Fotografie setzt Bixhain zudem verschiedene Druckverfahren und Träger ein, die die technologische Vielschichtigkeit unserer Umgebung unterstreichen. Diese Bilder können als zeitgenössischer Kontrapunkt zur Fotografie der Neuen Sachlichkeit des frühen 20. Jahrhunderts gesehen werden, die ihrerseits eine Reaktion auf die Verbreitung industrieller Güter in dieser Zeit war.
Bixhains Serie Nom de Sommeil (Schlafesnamen) aus dem Jahr 2021 entstand in einer Zeit, die die Künstlerin bei verschiedenen Unternehmen in Luxemburg, Belgien und den Niederlanden verbrachte, die in unterschiedlichen Bereichen wie der Autoglasproduktion, der Blumenversteigerung und der Frachtlogistik tätig waren. Die Serie besteht aus kleinen Fotos, die Bixhain vor Ort aufgenommen hat, und lässt eine andere Realität entstehen: durch Nahaufnahmen und unscharfe Schnappschüsse verklärt sie jedes einzelne Element innerhalb dieser logistischen Abläufe zu einem Geflecht aus Oberflächen, Materialien und Texturen. In einem Zitat aus Auguste de Villiers de L'Isle-Adams Proto-Science-Fiction-Roman L'Ève future (1886, dt. Edisons Weib der Zukunft, 1909) nannte Bixhain die Serie Nom de Sommeil und spielte damit an, in ihren eigenen Worten, auf einen „veränderten Zustand, eine Parallelwelt.“