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Das Werk des südafrikanischen Künstlers William Kentridge, der vor allem bekannt ist für die poetische Wirkmacht seiner Animationsfilme sowie seine Sicht auf die Post-Apartheid-Gesellschaft, wurde durch Italo Svevos Roman Zenos Gewissen (1923) inspiriert. Kentridge bedient sich der Hauptperson des Werkes, deren innere Ängste und Qualen die Härte der Gesellschaft und die Brutalität des Ersten Weltkrieges widerspiegeln. Über die Gestalt des Zeno transportiert der Künstler seine Reflexionen über die Entwicklung der Begriffe „Geschichte” und „Zugehörigkeit” sowie darüber, wie unsere Identitäten sich im Rhythmus soziopolitischer Veränderungen definieren. Anders als beim traditionellen Trickfilm, der aus Tausenden von Bildern entsteht, komponiert Kentridge seine Werke aus einer kleinen Serie von Zeichnungen, die er im Verlaufe des Produktionsprozesses ausradiert, überarbeitet und fotografiert, um sie anschließend mit Scherenschnitten und Archivbildern zu kombinieren. Diese von ihm entwickelte Technik illustriert, wie das Gedächtnis funktioniert, wie es Bilder auslöscht, verändert und aus dem Nichts auftauchen lässt.