Reise & Grenze: Theorie und Praxis des kreativen Schreibens
- Wann
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– - Wo
- Mudam Studio
- Masterclass mit
Jean Portante (Dichter, Romancier, Essayist, Dramaturg und Übersetzer)
- Im Rahmen der Ausstellung
- Alter
Für Alle ab 17 Jahren
- Sprachen
FR
(Schreiben auch möglich in LU/EN/DE/IT/FR)- Kosten
30€ / Teilnehmer
Kostenlos für Studenten- Anmeldung
Ausverkauft!
- CovidCheck
Das Museum empfängt Sie unter der CovidCheck-Regelung
Im Prinzip ist jeder Dichter ein Autodidakt. Das heißt aber nicht, dass das Schreiben, wie jede andere Sache auch, nicht gelernt werden kann. Es hat seine Techniken, die, auch wenn sie nicht die Lust oder die innere Notwendigkeit ersetzen können, und auch nicht die Fantasie, die künstlerische Freiheit oder ein Talent, es doch ermöglichen, die Worte zu ergründen und ihre verborgenen Beziehungen untereinander zu erkunden.
Mit dem Blick auf die Bildende Kunst (und ihre manchmal klangliche Seite) hat diese Masterclass das Ziel, Bedingungen zu schaffen, die es dem Neuen ermöglichen, aus uns herauszusprudeln. In Worte einzutauchen und ihnen das zu entlocken, worüber sie sonst schweigen. Ein ganz privates Wörterbuch zu schreiben mit dem man Sätze weben kann, die einen Stoff ergeben. Und vergessen wir nicht, dass die Worte Text und Weberei auf Lateinisch das Gleiche bedeuten. Jeder Text ist ein Gewebe aus Worten.
Wie wir wissen hat die Schrift Verbindungen zur Musik, welche anfangs nicht von ihr getrennt war, geknüpft. Troubadoure und Minnesänger erinnern daran. Und auch zur bildenden Kunst wurden Brücken von der Poesie aus gebaut. In Frankreich war der erste große Text der Poesie des 20. Jahrhunderts eine avantgardistische Zusammenarbeit zwischen dem Dichter Blaise Cendrars und der Bildhauerin Sonia Delaunay: La prose du transsibérien et de la petite Jehanne de France, aus dem Jahr 1913, einem der wichtigen Jahre für die Avantgarden, kurz vor der Barbarei des bevorstehenden Krieges. Alle großen Figuren der Malerei und der Poesie, von Picasso bis Apollinaire, von Chagall bis Max Jacob folgten diesem Beispiel. Dies war unter anderem die Geburtsstunde des Buchobjekts.
Um zu weben, braucht man verschiedene Fäden, die, wenn sie miteinander verflochten sind, den Stoff / den Text ergeben. An dieser Stelle können die Schreibtechniken ansetzen, die aus den Werkzeugkisten der europäischen und internationalen Avantgarden stammen, die am Beginn des 20. Jahrhunderts riesige Fortschritte im Schreiben machten. Die Masterclass schöpft aus den Errungenschaften von Lautréamont, des Dadaismus von Tristan Tzara und Hugo Ball, des Ready-Mades von Marcel Duchamp, des Futurismus von Marinetti und von Carlo Carrà, des Surrealismus von Breton und Dalí, den Experimenten von Kurt Schwitters und von John Cage, der Oulipoisten, die mit Queneau und Pérec die Literatur nicht nur für die Mathematik und ihre Logik geöffnet hatten, sondern auch für ein spielerischeres Schreiben mit erstaunlichen Möglichkeiten, aus Fluxus auch und aus der CoBrA-Bewegung, aus der italienischen Gruppe der Novissimi, usw. Dabei ist die Klang- oder Bildpoesie nie weit weg, mit ihren Happenings, oder ihren an die Installation grenzenden Performances.
Der Text bildet dabei nach wie vor den Mittelpunkt der Masterclass. Jeder Teilnehmer trägt dabei eine gewisse Anzahl von Texten dazu bei, die dann ein öffentliches Performance-Happening ergeben werden und anschließend in einem virtuellen oder realen Träger (Video, Büchlein etc.) festgehalten werden, damit sich ihre Spuren nicht verlieren.