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Deeper Down | Vortrag und Rundtischgespräch

Wann

Wo
Mudam Foyer
Im Rahmen der Ausstellung

Mudam Collection. Deep Deep Down

Sprache

Englisch

Zugang zur Veranstaltung

Im Eintrittspreis inbegriffen

Keine Anmeldung erforderlich

Weitere Informationen:
visites@mudam.com
, t +352 453785–531

11h00–13h00

Einführung | Deeper Down
Eine Einführung in die Arbeitshypothesen, auf denen die Ausstellung basiert, von den Gastkuratoren Shirana Shahbazi und Tirdad Zolghadr. Welche Aspekte institutioneller Politik werden hier verhandelt? Was verrät das Experiment über das Kuratieren im weiteren Sinne im gegenwärtigen Kontext? In dem Vortrag geht es darüber hinaus um Möglichkeiten des Kuratierens jenseits traditioneller Vorgaben, die auf Aspekten wie der geschichtlichen Bedeutung oder der künstlerischen Qualität beruhen. Dabei werden institutionelle Präzedenzfälle untersucht und zugleich spekulative Szenarien für die nahe Zukunft entworfen.

Mit Beiträgen des Kurator·innenteams, einer Keynote von Bassam El Baroni und einer Antwort von Suhail Malik.

Vortrag | Deep Deep Down and Through Algorithmic Realism | Mit Bassam El Baroni
Die Geschichte des Kuratierens wird ebenso von Sprachspielen und kuratorischen Statements geprägt wie von Auswahlverfahren, Ausstellungsdesign, Tourismus und einer Reihe anderer kontingenter Faktoren. Wenn in Deep Deep Down Daten die Aufgabe der Sinnstiftung übernehmen, bedeutet dies eine Wette. Keine Wette auf eine Poiesis mittels traditioneller Sprachspiele, wie sie mit dem Kuratieren assoziiert sind, sondern vielmehr auf eine Technè (ein kreatives Werkzeug), die sich auf andere Sammlungen übertragen lässt. Werden wir damit Zeuge, wie eine algorithmische und rechnerische Logik in einer Art Meta-Bewusstsein für ihre Implikationen in den Bereich des menschlichen Kuratierens eingeführt wird? Unter dem gewichtigen Vorbehalt, dass Kuratieren schon immer maschinell unterstützt wurde, könnte Deep Deep Down als Modell für eine kuratorische Praxis dienen, die als infrastrukturelle Grundlage für das Kuratieren einen algorithmischen Realismus voraussetzt. Zur Entwirrung dieses Gedankengeflechts wird sich der Vortrag mit den jüngsten Arbeiten von Denker*innen wie Suhail Malik, Luciana Parisi, Antoinette Rouvroy und anderen befassen.

14h00–15h00

Der Effekt des Paranuss-Effekts: Man Ray, Edward Steichen | Round-Table-Gespräch
Die Veranstaltung wurde unter strikter Einhaltung der oben erwähnten logistischen Parameter kuratiert und nimmt dementsprechend jenes Kunstwerk in den Blick, das sich als kleinste Ausstellungsoption herausstellte: Man Rays Porträt von Edward Steichen. Die hier angewandte Methode ist offensichtlich unorthodox. In der Regel wird ein kuratorisches Thema ausgewählt, das es anschließend anhand des Veranstaltungsprogramms zu vertiefen gilt. Deep Deep Downverzichtet jedoch konsequent auf ein Thema zugunsten einer auf numerischen und logistischen Parametern beruhenden Auswahl. Wie kann man diese Parameter in einer öffentlichen Debatte berücksichtigen – nicht nur als Gesprächsthema, sondern auch in Bezug auf die Struktur der Debatte an sich?

Mit einem Beitrag von Emmanuelle de L’Ecotais über die Porträtfotografie Man Rays im Allgemeinen und sein Porträt von Steichen im Besonderen. Tirdad Zolghadrs Beitrag beruht auf seinen Recherchen als Ko-Kurator der Konferenz „The Human Snapshot“ (2011), die sich mit Steichens bahnbrechender Ausstellung The Family of Man befasste.

Biografien
Bassam El Baroni ist Kurator, Autor und Dozent für Kuratieren und Kunstvermittlung an der School of Arts, Design and Architecture der Aalto-Universität in Finnland. In seinen jüngsten Arbeiten untersucht er die Zusammenhänge zwischen Finanzialisierung und Kunstpraxis, KI und Kuratieren sowie die künstlerische Auseinandersetzung mit infrastrukturellen Zukünften und Geschichten sowie neue Formen künstlerischen Aktivismus. Er ist Autor zahlreicher Essays über Künstler*innen, Kunst und Kuratieren und Herausgeber von Between the Material and the Possible: Infrastructural Re-examination and Speculation in Art (Sternberg Press, 2022). Zu seinen jüngsten kuratorischen Projekten zählt Infrahauntologies im Edith-Russ-Haus für Medienkunst in Oldenburg und der Galerie La Box der ENSA in Bourges, Frankreich (2021–2022).

Suhail Malik ist Direktor des MFA Fine Art am Goldsmiths in London, wo er den Lehrstuhl für Critical Studies innehat. Er ist Verfasser zahlreicher Beiträge zu zeitgenössischer Kunst und Philosophie und Mitherausgeber von Realism Materialism Art (Sternberg, 2015) und Genealogies of Speculation (Bloomsbury, 2016).

Emmanuelle de L’Ecotais (1968, Brüssel) ist Kuratorin für Fotografie am Musée d’Art Moderne in Paris und promovierte Kunsthistorikerin. Als Spezialistin für das Werk von Man Ray hat sie die Ausstellungen Man Ray, la photographie à l’envers (Grand Palais, 1998), Alexandre Rodtchenko (Musée d’Art Moderne, 2007), Objectivités. La photographie à Düsseldorf(ARC, 2008), Henri Cartier-Bresson (Musée d’Art Moderne, 2009), Anna & Bernhard Blume. SX70/Polaroïds 1975-2000 (La MEP, 2010) und Linder. Femme/Objet (ARC, 2013) kuratiert. Sie war künstlerische Beraterin für den Prix HSBC pour la Photographie 2013, ist Mitglied der Auswahlkommission für den Fotopreis Marc Ladreit de Lacharrière (Académie des Beaux-Arts) und Jurymitglied für den Prix Pictet.

Shirana Shahbazi studierte zunächst Fotografie an der Fachhochschule Dortmund, dann an der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Zürich. Ihre Arbeit wurde in zahlreichen Institutionen in Einzelausstellungen gezeigt, wie im Kunsthaus Hamburg (2018); Istituto Svizzero, Mailand (2018); Museum Fotogalleriet, Oslo (2017); KINDL, Berlin (2017) und Kunsthalle Bern (2014). Im Jahr 2005 nahm sie an der 51. Biennale in Venedig teil. Ihre Werke sind Teil der Sammlungen der Tate Modern, London; Centre Pompidou, Paris; Guggenheim Museum, New York; MoMA, New York und Migros Museum, Zürich und anderer. 2019 war sie Preisträgerin des Meret-Opppenheim-Preises.

Tirdad Zolghadr ist Kurator und Autor. Er lehrt an der Graduiertenschule der Universität der Künste Berlin. Zu seinen Veröffentlichungen zählen Romanliteratur und kuratorische Forschung, die auf umfangreichen kuratorischen Recherchen basieren, wie REALTY: Beyond the TraditionalBlueprints of Art & Gentrification (Hatje Cantz, 2022). Seine kuratorische Arbeit umfasst eine Kuratorentätigkeit am KW Institute for Contemporary Art, Berlin (2017–2020), aber auch Biennalen sowie langfristige kollektive Projekte.

Les réserves de la Collection Mudam.
© Photo : Studio Rémi Villaggi | Mudam Luxembourg