Sarkis
La Sculpture Verticale en Brique et Bandes Magnétiques (senkrechte Skulptur aus Ziegelsteinen und Tonbändern, 1984) von Sarkis (1938, Istanbul) besteht aus 36 roten Ziegeln in 18 Schichten, zwischen denen wirr Tonband herausquillt. Die Zahlen 6, 12, 18 und 36 kommen oft vor im Werk dieses Künstlers, der auch gerne mit metaphorisch aufgeladenen Materialien arbeitet, um Werke zu schaffen, die wie ein Gedächtnis funktionieren können, sei dies ein autobiografisches, historisches oder kulturelles Gedächtnis. Hier handelt es sich um die Aufnahme einer Version eines Zwölftonspiels, von Josef Matthias Hauer (1883, Wiener Neustadt – 1959, Wien), einem der Erfinder der Zwölftonmusik. Die Skulptur gehört zu einer Reihe von ähnlichen Skulpturen aus demselben Jahr, bei denen es um die Musik von Richard Wagner sowie um jene der Komponisten der Wiener Schule der Jahrhundertwende geht, wie Arnold Schönberg, Alban Berg oder Anton Webern. Die Tonbänder sind hier ganz reale Träger einer immateriellen Erinnerung. Da man sie nicht mehr abspielen kann, bleiben die Aufnahmen zwar stumm, sind aber doch in den Augen des Künstlers im Leib der Skulptur so lebendig wie das Blut, das von außen ebenso unhörbar in unseren Adern fließt. Sarkis schafft so ein stilles Denkmal des Vergessens, in dem die Musik nur noch in Gedanken spielt.