Pascal Convert
Pascal Convert (1957, Mont-de-Marsan, Frankreich) ist bildender Künstler, Schriftsteller und Filmemacher. Im Mittelpunkt seiner Arbeit stehen Fragen der Erinnerung und des Vergessens. Er veröffentlichte mehrere Bücher zur Résistance während der Besatzung Frankreichs durch die Nationalsozialisten, realisierte das Monument à la mémoire des otages fusillés au Mont-Valérien entre 1941 et 1944 (Denkmal für die am Mont Valérien zwischen 1941 und 1944 erschossenen Geiseln) (2003) und arbeitete auf archäologischen Stätten in Afghanistan und Armenien, die aus ideologischen Gründen zerstört worden waren. Die Pietà du Kosovo (1999–2000) wurde mit zwei verwandten Skulpturen vom Fonds national d’art contemporain in Puteaux und dem Mudam Luxembourg in Auftrag gegeben. Die drei zwischen 1999 und 2003 angefertigten Werke gehen zurück auf berühmte Pressefotos, die aufgrund ihrer starken Bildsprache und der dargestellten Ereignisse ausgewählt wurden. Convert führt die symbolische Kraft der Bilder vor Augen, befragt ihre politische, ästhetische und kulturelle Bedeutung und untersuchen ihren Einfluss auf die Bildung von Erinnerung und das Vergessen der Geschichte. Für dieses Werk verwendete Convert ein Foto des französischen Fotografen Georges Mérillon (1957, Talence, Frankreich), das dieser am 28. Januar 1990 in Nagavc, Kosovo, aufgenommen hatte, zu Beginn des Konflikts zwischen Serbien und dem Kosovo, der 1998 zum Krieg führen sollte. Das Foto, das später den Titel La Pietà du Kosovo erhielt, zeigt die Totenwache für Nasimi Elshani, der am Vorabend von serbischer Polizei erschossen wurde. Es ist der Künstler selbst, der auf den wesentlichen Unterschied zum Titel hinweist: „Man hat darin eine Imitation der Archetypen westlich-christlicher Malerei gesehen, ein Foto, das die bildliche Stereotypen des Mitleids reproduziert. Aber man hat sich geweigert, den Unterschied zu sehen. Bei diesem Bild sind wir nicht konfrontiert mit dem Tod Christi, sondern mit einem sunnitischen Trauerritual.“