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Nicholas Grafia

In seiner künstlerischen Arbeit, die von der Malerei über die Performance bis hin zum gesprochenen Wort reicht, beschäftigt sich Nicholas Grafia (1990, City of Angeles, Philippines) mit Folklore und mit Mythologien, die in der Geschichte von den Mächten des Kolonialismus und des Imperialismus an den Rand gedrängt wurden und die in den Archiven, Institutionen und Diskursen der westlichen Welt noch immer verdrängt werden. In Grafias Performances im Stil des „Camp“ wie auch in seinen dichten malerischen Kompositionen verflechten sich diese Geschichten mit Ikonen der Populärkultur und anderen zeitgenössischen Bezügen, um auf den anhaltenden Rassismus und die damit zusammenhängende Überheblichkeit hinzuweisen, zu denen diese Verdrängungen beitragen.

Sick Building Syndrome (The Tea) (2022) ist Teil einer neuen Werkreihe, die sich mit der oft entmenschlichenden Darstellung Schwarzer Menschen in Werken der amerikanischen Kultur und deren Beziehung zum Rassismus und zu den Privilegien der Weißen auseinandersetzt. Inspiriert von filmischen Formen des Geschichtenerzählens wird das Gemälde horizontal von zwei schwarzen Bändern eingerahmt, die an die Ränder einer Leinwand erinnern, und wird durch die Darstellung eines verzerrten Fensters mit drei Scheiben strukturiert, durch das sich die Haupthandlung entrollt. Das von einer unheimlichen Atmosphäre geprägte Werk zeigt eine Frau, die im Bett liegt, während eine schwarze, geschlechtsneutrale Person - inspiriert von einer Szene, in deren Mittelpunkt Daniel Kaluuyas (1989) Figur in Jordan Peeles (1979) Film Get Out (2017) - vor Angst schreit. Hier stellt Grafia den „White Horror“ oder den Schrecken weißer Charaktere in amerikanischen Horrorfilmen neu vor, der laut dem amerikanischen Wissenschaftler Russel Meeuf (1981) deren Angst vor jeder Bedrohung ihrer privilegierten Position widerspiegelt. Beeinflusst von Peele, unterläuft Grafia das Genre, um stattdessen die psychologischen Auswirkungen des Rassismus auf Schwarze Menschen zu beleuchten. Die gespenstische oder monströse Erscheinung der schwarzen Figur spielt darauf an, wie farbige Menschen in kulturellen Darstellungen historisch entmenschlicht wurden. Grafia bezieht sich auch auf Frantz Fanons (1925 – 1961) bahnbrechendes Buch Peau noire, masques blanches (1952, dt: Schwarze Haut, weiße Masken, 1980) und dessen Erforschung der Auswirkungen der Darstellung des Weißseins auf die Psyche Schwarzer Menschen.

Das Gemälde Collateral Damage (2021) ist Teil des Storyboards für den kommenden Film von Nicholas Grafia und ist von verschiedenen amerikanischen Horrorfilmen wie Die Kinder der Verdammten (Children of the Damned, 1964) und Kinder des Zorns (Children of the Corn, 1984) inspiriert. Es veranschaulicht, in den Worten des Künstlers, die „Rache der Kinder des Untergangs“ und nutzt dieses Thema, um die koloniale und postkoloniale Geschichte der Philippinen zu thematisieren. Filmreferenzen werden mit Archivmaterial verwoben, darunter Zeitungsausschnitte aus dem frühen 20. Jahrhundert und wissenschaftliche Artikel, die philippinische Kinder unter der Kontrolle amerikanischer Soldaten während der Choleraepidemie zeigen, die auf den Philippinisch-Amerikanischen Krieg (1899-1902) folgte. Vor einem dunkelgrünen Hintergrund hat die Komposition eine düstere Atmosphäre, die an postkoloniale Traumata, Krankheiten, militärische Kontrolle und gewaltsame Kriegsführung erinnert.

Kunstwerke

  1. Nicholas Grafia, "Collateral Damage", 2021. Acrylique sur toile. 151 x 130 cm. Collection Mudam Luxembourg – Musée d’Art Moderne Grand-Duc Jean. Acquisition 2022 © Photo : Courtesy Peres Projects
    Nicholas Grafia Collateral Damage (Comeback Kids), 2021

    Acrylique sur toile
    151 x 130 cm
    Collection Mudam Luxembourg
    Acquisition 2022
    © Photo : Courtesy Peres Projects

  1. Nicholas Grafia, "Sick Building Syndrome (The Tea)", 2022. Acrylique sur toile. 160 x 200 cm. Collection Mudam Luxembourg – Musée d’Art Moderne Grand-Duc Jean. Acquisition 2022 © Photo : Courtesy Peres Projects
    Nicholas Grafia Sick Building Syndrome (The Tea), 2022

    Acrylique sur toile
    160 x 200 cm
    Collection Mudam Luxembourg
    Acquisition 2022
    © Photo : Courtesy Peres Projects

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