Josephine Pryde
In ihrem fotografischen Werk verwendet Josephine Pryde (1967, Alnwick, Vereinigtes Königreich) verschiedene visuelle, thematische und kompositorische Mittel, die sich die Codes der Mode- und der sog. Stockfotografie aneignen, um sie zu unterlaufen. Diese Fotoserie gehört zu der Serie Für mich (2014–laufend), die Bilder von Händen in Nahaufnahme zeigt, die mit interaktiven Oberflächen umgehen oder lediglich auf die Brust ihrer Besitzer gelegt werden. Der farbenfrohe Nagellack lenkt die Aufmerksamkeit auf die Berührungspunkte zwischen Hand und Objekt. Die an die Werbefotografie erinnernden Bilder verdeutlichen unsere zunehmend intime und abhängige Beziehung zu diesen Technologien, die in vielerlei Hinsicht zu Erweiterungen unseres Körpers geworden sind.
In Küsse sind das (2014) sehen wir zum Beispiel ein Paar Hände mit lila Nagellack, die eine preiswerte, dimmbare Lampe halten, die durch Berührung der Oberfläche gesteuert wird. Das Projekt wurde zum Teil durch Prydes Erfahrungen in Prüfungsausschüssen in ihrer Eigenschaft als Professorin an der Universität der Künste Berlin inspiriert, wo sie die Antworten der Kandidaten auf die Frage der Kommission: „Warum wollen Sie Kunst studieren?“ beobachtete. Die Kandidaten antworteten oft: „Ich will es für mich tun“, und in einigen Fällen legten sie ihre Hand auf die Brust, um sich als das fragliche „Ich“ auszuweisen.