Finnegan Shannons (1989, Berkeley, Kalifornien) Untersuchungen drehen sich um die Wahrnehmung von Behinderung und insbesondere um Fragen nach der Barrierefreiheit im öffentlichen Raum. Sein/Ihr Werk spiegelt seine/ihre persönliche Erfahrung mit der bei ihm/ihr seit seiner/ihrer Geburt festgestellten Zerebralparese. In einer Kombination von Texten und Objekten präsentiert es sich in Form von Tafeln oder Plakaten, auf denen handgeschriebene Mitteilungen die alltäglichen Schwierigkeiten benennen, denen sich Menschen mit Behinderung ausgesetzt sehen.

Um auf den deutlichen Mangel an Sitzgelegenheiten an öffentlichen Orten wie in einem Museum aufmerksam zu machen, entwarf Finnegan Shannon eine Reihe von stabilen und bequemen Bänken mit dem Titel Do you want us here or not. Doch statt einfach in den Ausstellungssälen zu stehen, scheinen sie den/die Besucher in auf seinem/ihrem Weg durch das Museum zu begleiten. Sie machen durch ihre tiefblaue Farbe auf sich aufmerksam und unterscheiden sich vom einfachen Gebrauchsobjekt durchkurze Sätze, die unterschwellig zu fragen scheinen: „Wollen Sie uns wirklich hier haben?“. Diese absichtlich doppeldeutigen Sätze stellen dem/der Besucher in Fragen und regen ihn/sie zum Nachdenken an, sie rühren an sein/ihr Gewissen und laden ihn/sie ein, die eigenen Vorurteile zu hinterfragen. Finnegan Shannon, der/die nicht damit zufrieden sein will, dass Barrierefreiheit nur den legalen Erfordernissen genügt, sucht mit seiner/ihrer Arbeit eine Antwort auf eine Frage, die er/sie sich selbst stellt: „Wie kann man Barrierefreiheit aus einem kreativen und dauerhaften Prozess heraus entwickeln, und dabei die menschlichen Beziehungen und die Individualitäten mehr berücksichtigen als technische und logistische Fragen?“ Jenseits der Fragen nach Behinderung erinnert (uns) die Arbeit von Finnegan Shannon daran, dass vor der Kunsterfahrung die körperliche Erfahrung steht, und dass es für ein Museum, dass sich der Inklusion verschrieben hat, wesentlich ist, dass sich jeder willkommen geheißen fühlt.