Berthe Lutgen
Bereits seit den späten 1960er Jahren ist die Luxemburger Malerin Berthe Lutgen (1935, Esch-sur-Alzette, Luxembourg) auch eine bedeutende Vertreterin des Feminismus. Nach ersten, noch abstrakten Arbeiten, wendet sich Lutgen 1967 der Figuration zu, um „gesellschaftliche Klischees“ zu thematisieren, insbesondere solche über die Rolle von Mann und Frau. Im Umfeld der Ereignisse im Mai ’68 war sie Mitglied in mehreren innovativen Künstlergruppen in Luxemburg, wie der „Arbeitsgruppe Kunst“ (1968-70) oder der „Groupe de Recherche d’Art Politique“ (GRAP) (1970-76). Nachdem sie in den 1970er Jahren ihr Studium wieder aufgenommen hatte und in den Schuldienst getreten war, verfolgte sie auch weiterhin ihre Tätigkeit als Malerin und Aktivistin und gründetet im Jahr 1971 das Mouvement de la libération des femmes (MLF – Bewegung zur Befreiung der Frauen).
La Marche des femmes (2017-2019) wurde gemalt aus Anlass des hundertsten Jahrestages der Einführung des Frauenwahlrechts in Luxemburg. Das Werk besteht aus einer Reihe von zehn Bildern, die der Künstlerin zufolge, vom „Fries der Panathenäen am Parthenon“ beeinflusst wurde und die fünfzig Frauen „aus unterschiedlichen Ländern verschiedener Kontinente“ zeigt, die für ihre Rechte demonstrieren. Der Titel bezieht sich, so Lutgen, „auf dem Marsch der Frauen von Paris nach Versailles im Jahr 1789.“ Wie bei früheren Werken fügte die Künstlerin gedruckten Text über und unter die Hauptszene ein. Diese Texte – „Analysen und Statistiken“ – beziehen sich auf jedem Bild auf die Situation der Frauen im jeweils dargestellten Land. Dabei wurde von der Kuratorin Gabriela D. Grawe darauf hingewiesen, dass La Marche des femmes in der Tradition solch monumentaler Werke wie The Dinner Party (1974-79, Brooklyn Museum), von Judy Chicago steht, und wie es auf der Idee aufbaut, dass „Frauen ihre Energie in ihrem Kampf verschwenden, um integraler Bestandteil der Kultur zu sein, anstatt sie gleichberechtigt zu erschaffen.“