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Mudam Luxemburg präsentiert The Collective Laboratory, ein experimentelles und zeitlich offenes Projekt, das die Ausstellungssäle im Obergeschoss des Mudam in einen Ort für Künstler- residenzen verwandelt. Sechs unabhängige Verlags- und Performancekollektive aus verschiedene Europäischen Städten wurden eingeladen, die leeren Säle sieben Wochen lang mit Leben zu füllen.
Dieses Projekt stützt sich auf die lange Geschichte der Zusammenarbeit von Künstlern, die ihre Fähigkeiten, ihr Wissen und ihre Ideen austauschen, um ein gemeinsames Projekt zu verwirklichen. Während des gesamten Mittelalters bis zur Renaissance arbeiteten Künstler und Kunsthandwerker in Zünften zusammen, um Werke herzustellen, wobei eine individuelle Urheberschaft oft abgelehnt wurde. Im 20. Jahrhundert wurde die Bildung von Kollektiven mit Avantgarde- Gruppen wie den Dadaisten und den Konstruktivisten, die den Mythos des einsamen und genialen Künstlers in Frage stellen wollten, zu einem politischen und kreativen Projekt per se. Diese alternativen Methoden des Kunstschaffens setzten sich bis über die jüngste Jahrhundertwende fort und erstreckten sich auch auf kuratorische und publizistische Praktiken.
The Collective Laboratory findet zu einer Zeit statt, in der sich Künstler zunehmend kollaborativen Ansätzen zuwenden, um institutionelle Modelle und Methoden zu überdenken, umzugestalten und zuweilen zu umgehen. The Collective Laboratory zielt darauf ab, aufstrebende Kollektive zu unterstützen und ihnen die Infrastruktur sowie die finanziellen und materiellen Ressourcen zur Verfügung stellt, zu denen sie oft keinen Zugang haben, und dabei gleichzeitig ihren Ansatz zu teilen, die Nutzung institutioneller Räume und Ressourcen neu zu überdenken.
The Collective Laboratory ist auch eine konkrete Antwort auf die Knappheit an Räumen für Künstlerresidenzen und Ateliers weltweit und in Luxemburg im Besonderen.
Ganz im Sinne des von der Kuratorin und Kunsthistorikerin Clémentine Deliss geprägten Begriffs vom „metabolischen Museum“ beabsichtigt The Collective Laboratory für eine Zeit lang die statische Funktion des Ausstellungssaales als Ort der Präsentation zu unterwandern und sie in einen lebendigen Ort der künstlerischen Produktion zu verwandeln: die Ostgalerie, die den an Performances arbeitenden Kollektiven vorbehalten ist, wird ein dynamischer Raum für offene Proben und andere Happenings. Das Kollektiv gobyfish verwandelt die Galerie in ein Lebensmittellabor, in dem sie mit uralten Konservierungstechniken experimentieren, während crème soleil ein bestehendes Tanzstück an den Museumskontext anpasst. OMSK Social Club entwickelt eine fiktive Welt, in die einzutauchen die Besucher des Mudam eingeladen sind.
Gleichzeitig beherbergt die West- galerie die hinter den Kulissen vor sich gehenden und daher oft unsichtbaren ablaufenden Prozesse unabhängiger und redaktioneller Arbeit (Forschung, Schreiben, Übersetzung, gemeinsames Lesen), die es der Verlagsarbeit ermöglichen, in den Dialog mit anderen Disziplinen zu treten. moilesautresart betreibt Forschung für ihre nächste Veröffentlichung, die sich mit geologischen, virtuellen und metaphorischen Löchern befasst. Die beiden folgenden Kollektive-in-Residence erkunden jeweils den Übergang zwischen ihrer digitalen und analogen Existenz aus verschiedenen Blickwinkeln. Mnemozine lädt das Publikum zu performativen Veranstaltungen ein, die auf technologischer Veralterung basieren, während Éditions Burn~Août ihre Online-Präsenz als Instrument zur freien Verbreitung von Wissen verbessern möchte.
Beide Säle bleiben während der Öffnungszeiten des Museums für die Besucher geöffnet, was es ihnen erlaubt, die Arbeit ganz unmittelbar zu verfolgen und Einblicke in den kreativen Prozess zu bekommen, der sonst hinter der glatten Fassade einer Museumsausstellung oder eines Events verborgen bleibt. In beiden Sälen wird eine allmähliche Verwandlung stattfinden, wird doch jedes einzelne der Kollektive sich dort für eine zweiwöchige Residenz mitten im Museum einrichten, den Raum beleben und mit seiner Arbeit aktivieren und Spuren seines Aufenthaltes hinterlassen, was womöglich zu einer Ausstellung mit offenem Ende führen wird.
Während der Zeit der Künstlerresidenzen werden öffentliche Präsentationen die jeweilige Arbeit der Kollektive vorstellen, mit Events wie Performances, Workshops und Hörsessions, die in enger Zusammenarbeit mit dem Publics Department des Mudam konzipiert wurden. Das einzigartige Format von The Collective Laboratory erlaubt es den Kollektiven, eine Art „Generalprobe“ abzuhalten, ohne dass ihre Arbeit schon vollendet zu sein hat, und dem Publikum, die vielfältigen Aspekte des kreativen Prozesses zu beobachten.