In den vergangenen beiden Jahrzehnten gab es in der zeitgenössischen Kunst eine spürbare Wende zum Faktischen. Nach der Abkehr von der postmodernistischen Besessenheit von Zitat und Ironie profilieren Künstler*innen sich heute als ernsthafte Forscher*innen, die Beweise für politischen Missbrauch oder unternehmerische Ausbeutung vorlegen. Während sich über die sozialen Medien Falschinformationen verbreiten, hat die Kunst sich der Wahrheit verschrieben. Doch was unterscheidet diese künstlerischen Ansätze vom traditionellen Journalismus oder der Reportage? Was kann Kunst – als Kunst – zur Überwindung der neuen Krise der Demokratie beitragen?

Biografie
Vid Simoniti ist Dozent für Philosophie an der Universität Liverpool, wo er außerdem den Masterstudiengang Art, Philosophy and Cultural Institutions leitet. Sein Buch Art Against the World, in dem er die Bedeutung der zeitgenössischen Kunst in der demokratischen Sphäre untersucht, erscheint 2023 bei Yale University Press.