Yazid Oulab
Yazid Oulab (1958, Sedrata, Algerien) verbindet zeitgenössische Formen mit spirituellen Traditionen. Seit seinem Kunststudium Anfang der 1990er-Jahre in Marseille arbeitet er an einem vielschichtigen Werk, das aus Objekten, Installationen, Skulpturen und Videos besteht. In diesem untersucht er die Ursprünge der Schrift, der Zahlen, der Spiritualität und der Religionen.
Sein Video Le Souffle du récitant comme signe (Der Hauch des Vortragenden als Zeichen, 2003), der erste Teil einer dem Atem und dem Rhythmus gewidmeten Trilogie, entstand aus der Betrachtung eines sich im Raum entfaltenden Weihrauchfadens. Eine vielstimmig rezitierte Sure lässt die geraden Linien des Rauches zugunsten elementarer Formen verschwimmen: zunächst zufällig, dann spiralförmig und in ihrem Verlauf an Schrift erinnernd. Das Werk hat seinen Ursprung in einer Reflexion des Künstlers über die islamische Mystik des Sufismus, der zufolge die Dichtung der grundlegende Weg zur Annäherung an die Mysterien ist. Der Film ist, wie zahlreiche Arbeiten von Yazid Oulab, zudem eine Suche nach den gemeinsamen oder sich ergänzenden Wurzeln der Völker und hat einen meditativen Charakter. „Erschafft man ein Werk ohne einen vibrierenden musikalischen Aspekt“, so der Künstler, „erlischt es, wird leblos. Der Atem, das Vibrieren, das ist das Leben.“
In Percussion graphique (2004), dem zweiten Teil einer Trilogie über Atem und Rhythmus, sieht man die Hand des Künstlers in schnellem Rhythmus mit einem Zimmermannsbleistift ein Blatt Papier mit Strichen bedecken. Der heilige Singsang der Sufis zur Nachtwache, „Leï-la”, begleitet die meditative Handlung. Jenseits aller formalen Belange unterstreicht der Künstler mit seiner Arbeit die „politische Bedeutung einer Reflexion über das getrübte Verhältnis Algeriens zu seiner verdrängten kulturellen und philosophischen Vergangenheit.”