Wolfgang Tillmans
In den frühen 90er Jahren erlangte der junge deutsche Fotograf Wolfgang Tillmans (1968, Remscheid) mit scheinbar harmlosen Porträts seiner Freunde rasch größere Bekanntheit – Porträts allerdings, die das Lebensgefühl seiner Generation in einer neuen Subjektivität einzufangen vermochten. Für Tillmans verlangt das Porträt als feinfühlige Disziplin eine besondere Haltung, nicht nur vom Fotografen, sondern auch von demjenigen, der fotografiert wird und dem auf Augenhöhe zu begegnen sein sollte. „Nur im gegenseitigen Einvernehmen über ihre Verletzlichkeit und ihre Schwäche kann ein starkes Porträt entstehen.“ 22 portraits (2000–2018) steht in dieser Tradition. Man begegnet Vertretern aus unterschiedlichen kulturellen Disziplinen, vom Tanz bis zur Architektur, aber auch Unbekannten oder den Mitarbeitern und engen Freunden des Künstlers, deren Porträts nach Angaben des Künstlers an der Wand befestigt sind. Tillmanns beschäftigt sich mit den unterschiedlichsten Themen, hat sich aber ein besonderes Interesse für das Porträt bewahrt. Diese Reihe lädt zu einem kritischen Blick auf die Idee der Genderidentität ein, und lässt die Vielzahl der Lesarten der Bilder hinterfragen, in einer Gesellschaft sich ständig beschleunigender Information.