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Tourmaline

Tourmaline (1983, Roxbury, Massachusetts) ist Künstlerin, Autorin und eine nicht-binäre Transgender-Aktivistin, die hauptsächlich mit Video und Fotografie arbeitet, um aufwändig inszenierte Szenen festzuhalten, mit denen sie Persönlichkeiten aus der LGBTQI+-Bewegung und der Queer-Culture die Ehre erweist. Ihre Arbeit bevorzugt einen feierlichen Blick und versucht, sich eine Alternative für die Geschichte schwarzer Transgender-Gemeinschaften vorzustellen, weshalb sie in ihren Videos häufig auf Spekulation und auf Fiktion setzt. Die Künstlerin ließ sich vom Konzept der „critical fabulation“ der Literaturwissenschaftlerin Saidiya Hartman beeinflussen, bei dem Fiktion und Spekulation bevorzugt werden, wenn es darum geht, Geschichten (neu) zu schreiben, die in den offiziellen historischen Quellen ausgelöscht oder falsch wiedergegeben wurden. In Verbindung mit Archivmaterialien erlangen diese narrativen Werkzeuge, wie in Tourmalines Arbeiten, ein Potenzial politischen Empowerments.

Pollinator beginnt mit Aufnahmen von Tourmaline, gekleidet in ein Kleid wie aus dem frühen 20. Jahrhundert, die durch den Botanischen Garten von Brooklyn und durch die Edwardianischen Räume des Brooklyn Museums schreitet. Sie werden unterbrochen von Archivaufnahmen einer Gedenkveranstaltung für Marsha ‚Pay it no mind’ Johnson (1945, Elizabeth, New Jersey – 1992, New York), einer Aktivistin und Performerin, die an der Stonewall-Revolte von 1969 für die Rechte der Homosexuellen teilgenommen hatte und Mitbegründerin von STAR (Street Transvestite Action Revolutionaries) war. In Pollinator (2022) schreitet Tourmaline durch den Garten und streift über die Pflanzen, womit sie zu einem „Bestäuber“ wird, der Blütenstaub mit Hilfe der Kleidung überträgt. Diese Szenen werden unterbrochen von privaten Aufnahmen der Künstlerin, die ihren singenden, lachenden und rauchenden Vater zeigen, sowie von Interviews mit Johnsons Freund·inn·en, von denen einer ein Bild hält, auf dem sie lächelt. Diese Bilder werden geschickt zu einem Geflecht montiert, aus dem als Leitmotiv das Bild einer Blume hervorgeht, das zunächst auf der Kopfbedeckung der Künstlerin auftaucht, dann auf der von Johnson getragenen Krone, und die man anschließend bei ihrer Trauerfeier auf dem Hudson-River schwimmen sieht. Auch wenn die Trauer im Mittelpunkt steht, erinnert diese Schnittmontage doch auch mit Freude daran, wie sehr Johnson eine Vorbildfigur war für Menschen mit Trans- und nichtbinärer Identität in New York. Sie war, im metaphorischen Sinn, ein „Pollinator“. Obwohl es auch um queere Trauer geht, steht in Tourmalines Arbeit doch auch der feierliche Blick im Mittelpunkt, der historische Figuren der Queer-Bewegung mit der heutigen Black Transgender-Community verbindet – eine Herangehensweise, die dem entspricht, was der Historiker D. G. Kelley (1962, New York) als „Traum der Freiheit“ bezeichnet hatte.

Kunstwerke

  1. Tourmaline, "Pollinator", 2022. Vidéo noir et blanc, couleur, son. 5 min 8 sec. Ed. 4/5 + 2 EA. Collection Mudam Luxembourg. Donation 2022 – Baloise Group © Courtesy de l’artiste et Chapter NY, New York
    Tourmaline Pollinator, 2022

    Vidéo noir et blanc, couleur, son
    5 min 8 sec
    Collection Mudam Luxembourg
    Donation 2022 – Baloise
    © Courtesy de l’artiste et Chapter NY, New York

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