Su-Mei Tse
Seit den frühen 2000er Jahren entwickelt die Künstlerin Su-Mei Tse (1973, Luxemburg) ein Werk, in dem sich ihre doppelte Ausbildung als Musikerin und Bildende Künstlerin ebenso spiegelt wie ihr kosmopolitischer Hintergrund mit ihren europäischen und asiatischen Wurzeln. Ihre Videos, Skulpturen und Installationen zeichnen sich durch eine große Poesie aus und durch die Sorgfalt, die sie auf die Entfaltung der Zeit und die subjektive Erfahrbarkeit legen. Nicht wenige drehen sich um Fragen des Klanges, der für die Künstlerin mehr als nur ein Thema ist. In seiner Bildhaftigkeit wird er für Su-Mei Tse zu einem Brennglas, durch das sie auf die Welt schaut. So inszeniert sie Les Balayeurs du désert [Die Straßenfeger der Wüste] wie eine Choreographie, wobei das Fegen zur Musik wird.
Many Spoken Words ist in seiner überraschenden Kombination der verwendeten Mittel Quelle für eine Vielzahl von Assoziationen. Schwarze Tinte sprudelt, fließt und tropft aus einem pseudobarocken Gartenbrunnen und versinnbildlicht „den Prozess der Sprache, von der ursprünglichen Idee über das gesprochene hin zum geschriebenen Wort“ (Su-Mei Tse). Mit den bildhaften und den klanglichen Mitteln der Kunst widmet die Künstlerin der Literatur eine Hommage, spielt an auf das Potential ihrer Worte und auf den sich stets erneuernden Fluss des Schöpferischen. Dabei wird außerdem deutlich, dass das Fliessen (des Geistes, der Worte, der Kreativität) auch unübersehbar Spuren hinterlässt.