Stan Douglas
Die Installation Le Détroit (1999-2000) des kanadischen Künstlers Stan Douglas (1960, Vancouver) ist eine technisch äußerst bemerkenswert ausgefeilten Doppelprojektion. Inspiriert durch die historische Chronik Legends of Le Détroit (1884) von Marie Hamlin (1850-1885) und den Schauerroman The Haunting of Hill House (1959) von Shirley Jackson (1916-1965), fügt der Künstler eine Vielzahl visueller, literarischer und historischer Bezüge zu einer heterogenen Erzählung zusammen, deren formale Darstellung ebenso wichtig ist wie ihre semantische Fülle. Zuvor hatte Douglas bereits eine Fotoserie über den Niedergang der 1701 von französischen Siedlern gegründeten Stadt an der Flussmündung gemacht. Schauplatz seiner Geschichte über Detroit ist das Stadtviertel Herman Gardens, dessen Wohlstand einst Symbol der Autostadt war. Seitdem jedoch hat sich Herman Gardens vom gediegenen, dem weißen Mittelstand vorbehaltenen Wohnviertel zu einem afroamerikanischen, von Armut geprägten Ghetto entwickelt. Dort sieht man eine Gestalt, Eleanore, aus einem Auto steigen und in ein verfallenes Haus gehen, wo sie irgendwelche Spuren beseitigt und anschließend durch die Räumlichkeiten irrt und offensichtlich etwas sucht. Unverrichteter Dinge verlässt sie schließlich das Haus und steigt wieder in ihr Auto, einen Chevrolet Caprice und damit ein Modell, das bevorzugt von amerikanischen Zivilermittlern benutzt wird und darum auch „Ghost Car“ (Geisterauto) genannt wird. Gleichsam gefangen in einer Zeitschleife, beginnt sie ihren Einsatz wieder von vorn. Die technisch ausgefeilte, leicht asynchrone Doppelprojektion auf einer einzelnen Leinwand von Filmnegativ und -positiv wirkt nicht nur auf physischer Ebene auf die Besucher, sondern regt auch zu einer Reflexion über das bewegte Bild an.