Shirin Neshat
Die Fotografin, Filmemacherin und Videokunstlerin Shirin Neshat (1957, Qazvin, Iran) hat sich in der internationalen Kunstszene durch ihre historischen, politischen und sozialen Analysen des Islam ausgezeichnet. Die Reihe „Women of Allah“ (1993–1997) ist ein bedeutendes Ensemble von Frauenporträts in Schwarz-Weiß und in Nahaufnahme. Man sieht von den verschleierten, bewaffneten und tätowierten Frauen nur Teile des Gesichts, der Hände und Füße, die vom Schleier unbedeckt blieben, jedoch von in Farsi kalligraphierten Gedichten bedeckt sind. Die Mischung von Tschador und Waffen, in Verbindung mit ihrem starken Blick scheinen die Frauen als Märtyrerinnen zu kennzeichnen, während
die mit Gedichten bedeckten Körper die Komplexität ihrer ldentitäten unterstreichen und die Notwendigkeit hervorheben, Klischees zu überwinden. Diese Arbeit entstand in einem besonderen Kontext: Nachdem Neshat ihre iranische Heimat 1974 verlassen hatte, wurde sie von der lslamischen Revolution 1979 überrascht und musste bis nach dem Tod des Ayatollah Khomeini 1990 warten, bevor sie erneut in den Iran reisen konnte. Die nur drei Jahre später begonnene Reihe ist geprägt von den tiefgreifenden Veränderungen der Gesellschaft, und insbesondere von den damaligen Lebensumständen der Frauen.