Shadi Habib Allah
Shadi Habib Allah (1977, Jerusalem) befasst sich in seiner Arbeit mit informellen Handelskreisläufen und konzentriert sich dabei auf das globale Phänomen von Gemeinschaften, die ihre Bedürfnisse und Realitäten auf die von staatlichen Infrastrukturen auferlegten finanziellen Standards abstimmen. Habib Allah stützt sich auf Begegnungen in den von ihm untersuchten Gemeinschaften und enthüllt in Videos, Installationen und Skulpturen unerwartete und intime Details dieser (Sub-)Kulturen.
Dropping the 10th Digit (2018) dokumentiert die von Ladenbesitzern geführten Bücher, in denen diese Einträge über Bargeld und nicht einlösbare Gegenstände aufzeichnen, die in Liberty City bei Miami gegen SNAP-Gutscheine („Supplemental Nutrition Assistance Program“) [Lebensmittelunterstützungsprogramm] eingetauscht wurden. Dieses staatliche Programm verschafft einkommensschwachen und mittellosen Amerikanern durch eine kleine monatliche Unterstützung Zugang zu Nahrungsmitteln. Im Bundesstaat Florida werden die Zahlungen einmal im Monat auf eine Bankkarte eingezahlt. Habib Allah machte Bekanntschaft mit den Inhabern mehrerer Lebensmittelgeschäfte. Diese Geschäfte, die einst die einzige Quelle für Verbrauchsgüter waren, hatten durch die Ansiedlung großer Supermarktketten Einkommensverluste erlitten. Habib Allahs Arbeit beschreibt die täglichen Transaktionen, bei denen Lebensmittelmarken gegen Bargeld getauscht werden, wobei für jede Transaktion eine Gebühr von fünfzig Prozent erhoben wird. Nach diesem (inoffiziellen) System erhalten die Begünstigten Bargeld oder andere nicht einlösbare Gegenstände, und die Ladenbesitzer bewahren die Karte sieben bis zehn Tage lang auf und belasten sie mit Beträgen, die den Waren entsprechen.