Laurent Pariente
Vor den großformatigen quadratischen Arbeiten Ohne Titel (2006) von Laurent Pariente stellt sich zunächst die Frage nach ihrer Gattung. Dünne Metallplatten aus Aluminium, Kupfer oder Messing, mit einer dünnen farbigen Lackschicht bestrichen, wurden mit einem sonst für den Kupferstich verwendeten Grabstichel behandelt und mit einem dichten Gewirr feiner, der Handbewegung rund folgender Linien in gleichmäßigem All-Over bedeckt. Vordergründig vereinen diese Arbeiten Eigenschaften von Malerei und Grafik. Gleichzeitig provozieren ihre Ober- flächenstruktur und die ihnen eigene Art, das Licht in den eingegrabenen Linien zu reflektieren, einen geradezu haptischen Blick des Betrachters aus der Bewegung heraus, wie bei der abtastenden Betrachtung einer Skulptur. Und folgt man dem Künstler, so waren es die gravierten Platten, die ihm einen „Lichtraum” eröffneten und ihm eine erste Beziehung „zur Wand” vermittelten. Die Wand, so Pariente, „ist auch die Öffnung zu einem neuen Raum.”
Laurent Parientes (1962) Installation im Grand Hall des Mudam ist eine konsequente Weiterentwicklung seiner bisherigen Arbeit. Erstmalig nutzt er die Farbe als wesentliches Element für ein raumgreifendes Werk. Hatte er bislang mit großformatigen Stichen auf eingefärbten Kupferplatten das Licht farbig eingefangen und in seinen komplexen Rauminstallationen stets mit kreideweißen Wänden und Durchgängen zu einer Neuinterpretation des Ortes beigetragen, so verbindet er in der lichtdurchfluteten Halle Ieoh Ming Peis den labyrinthischen Charakter seiner Konstruktionen mit einer intensiven Farbwahrnehmung.