Seit über zwanzig Jahren folgt Julika Rudelius (1968, Köln) in ihren Videos einer Methode der stillen Beobachtung bestimmter Menschen, ihres Verhaltens und ihrer Äußerungen. Ob es sich um jugendliche Fashion-Victims handelt, um eineiige Drillinge oder um Praktikant·innen im Washingtoner Politikbetrieb, die von der Künstlerin gestellten Fragen sind meist nicht zu hören, so dass die Antworten der von ihr Befragten wie Monologe wirken. Die daraus resultierende Unmittelbarkeit versetzt die Betrachtenden in die Rolle von Angesprochenen und damit in eine mitunter große Nähe zu den Figuren. Diese geben oft sehr intime Dinge preis, was auch die Frage nach einer eventuellen Grenzüberschreitung aufwirft. Auch das Video Forever folgt dieser Methode. Rudelius bat fünf USamerikanische Frauen, die sie, wie sie selbst sagte, „nach ihrer Schönheit“ ausgewählt hatte, auf Fragen nach Aussehen, Privilegiertheit, Glück und anderen ideellen Werten zu antworten. Auch die innere Schönheit und das nicht mehr ferne Alter wurden thematisiert. Rudelius filmte an den Pools teurer Villen, forderte die Frauen aber auch dazu auf, sich mit einer Polaroidkamera selbst zu fotografieren. Die Aussagen der selbstbewusst gut aussehenden Frauen und ihre Posen verraten einiges über ihr Verhältnis zu Fremd- und Selbstwahrnehmung. Dabei ist der Blick der Künstlerin durch die Kamera entlarvend und empathisch zugleich. Obschon die im Titel beschworene Ewigkeit durch die der Schönheit innewohnende Zeitlichkeit konterkariert wird, ist Forever nicht nur eine Reflexion über Äußerlichkeiten, sondern auch und vor allem über den Blick der Betrachter·innen, ihre Unvoreingenommenheit, Vorurteile und individuelle Positionierung gegenüber dem Gesehenen.