Jochen Gerner
Wie bereits in früheren Projekten hat Gerner in der für Mudam gestalteten Serie der Zeichnungen mit dem Titel Home eine „negative“ Schreibweise entwickelt, bei der er eine neue, veränderte Lektüre der Bilder und Texte vorschlägt. Durch ein Spiel von Übermalungen, Auslassungen und Sinnverschiebungen lässt er die, wie er sagt, „unerschöpften Reichtümer, aber auch die Schattenzonen“ der untersuchten Objekte sichtbar werden. Gerner hat den gesamten Katalog 2008 des Möbelhauses Ikea Seite für Seite einer Übermalung unterzogen, bei der so aus den Räumen sämtliches Mobiliar, Personal und Dekor entfernt wurde und lediglich neutrale, leere, weiß-graue Flächen übrig blieben. Abbildungen einzelner Objekte wurden in ihren Umrissen geschwärzt, so dass die Silhouetten wie mit einem Schutzüberzug versehen aussehen. In der Betrachtung entsteht so ein Wechselspiel zwischen Bild und Text. Die Transparenz der Farbe lässt die Möbel wie Phantome ihrer vergangenen Präsenz aufscheinen, während der Seriencharakter der Silhouetten sie zwischen Gegenstand und abstrakter Form oszillieren lässt. Mitunter meint man geradezu Gebäudereihen zu erkennen, so als verkehre sich der innere, häusliche Bereich in einen äußeren, städtischen.