Guillermo Kuitca
Guillermo Kuitcas (1961) Reihe der Diarios (Tagebücher), von denen sich 19 Gemälde im Besitz des Mudam befinden, wurde 1994 begonnen und wird seither bis heute weitergeführt. Im Jahre 2007, aus Anlass ihrer Ausstellung auf der Biennale von Venedig, konnten sich die Besucher von der ungeheueren Fülle dieser Variationen überzeugen. Ursprünglich als Zweitverwendung unvollendeter Gemälde gedacht, deren Leinwände einen Gartentisch im Atelier des Künstlers bedeckten, entwickelte sich die Reihe im Lauf der Zeit im Rhythmus persönlicher Jahreszeiten von drei bis sechs Monaten zu einem eigenständigen Projekt. Die Tondi entstehen so bis heute vollkommen ungeplant, sie nehmen die Spuren der Zeit und der persönlichen Aktivitäten des Künstlers auf, ob dies nun Farbversuche oder automatische Telefonkritzeleien sind. Palimpsestartig überlagern sich hier Schichten der künstlerischen und privaten Biographie Kuitcas, ohne anekdotisch zu sein. Die Arbeiten zeigen die handwerkliche Seite der Malerei, sie geben verschlüsselte Einblick in die Geheimnisse des Ateliers und verweisen auf den Künstler als Macher. Ohne formalen, kompositorischen oder logischen inneren Zusammenhang gehorchen die Arbeiten einzig der Logik der Zeit. Kuitca, der in anderen malerischen Reihen mit kartographischem Material gearbeitet hatte, schuf hier geradezu eine Kartographie der Zeit. „Sagen wir, dass sich ein Diario ohne mein Zutun ereignet. Nach einer gewissen Zeit ist es vollendet. Aber es gibt hier keinerlei Begriff von Vollendung, keinerlei Erwartung eines Resultats.” (Guillermo Kuitca)