Dom Sylvester Houédard
Der Benediktinermönch Dom Sylvester Houédard (1924, Guernesey – 1992, Prinknash Abbey) war nicht nur ein namhafter Theologe, sondern auch ein Vertreter der konkreten Poesie, einer künstlerischen und literarischen Bewegung, der er sich zu Beginn der 1960er-Jahre anschloss. In seinen abstrakten Bildgedichten, die er „Typestracts“ nannte, lotete Houédard, der seine Werke und Briefe meist mit „dsh“ signierte, verschiedene grafische Möglichkeiten mit der Schreibmaschine aus und experimentierte mit den Effekten, die verschiedenfarbige Farbbänder und der Einsatz von Durchschlagpapier erlaubten. Damit bewegte er sich in zwei Welten. Als „Avantgardist“ anerkannt, arbeitete er mit Künstlern wie Gustav Metzger (1926, Nürnberg – 2017, London), Yoko Ono (1933, Tokio) und John Cage (1912, Los Angeles – 2012, New York) zusammen und blieb dennoch der langen dichterischen Tradition des Benediktinerordens verpflichtet. So konnte er auch seine grafischen Schöpfungen als „Ikonen“ verstehen, die „heilige Fragen darstellen“, Fragen, „auf die man nicht ‚antworten’ kann, auf die man nur durch ein größeres Bewusstsein der Bewunderung antworten kann – durch Dankbarkeit, Tiefe und Wonne.“ Nach einer Einzelausstellung 1971 im Londoner Victoria & Albert Museum zog sich Houédard allmählich aus der Kunstszene zurück, um sich seinen theologischen Studien zu widmen. Seine Arbeit wurde erst jüngst durch mehrere Publikationen wiederentdeckt, die sich mit diesem über viele Sammlungen verstreuten und daher schwer zugänglichen Werk beschäftigen.