Cecilia Bengolea
Cecilia Bengolea (1979, Buenos Aires, Argentinien) ist bekannt für ihre Performances, in denen sie verschiedene Formen des Tanzes miteinander kombiniert. Daneben umfasst ihre künstlerische Tätigkeit auch Zeichnung, Skulptur und Video. Sie arbeitet oft mit anderen Künstlern zusammen, mit Tänzern und DJs, um Momente zu schaffen, in denen sich Musik, Tanz und Performance begegnen. Indem sie den Tanz als Werkzeug und Medium versteht, arbeitet sie mit dem Körper als Material, um soziale und geistige Themen zu betrachten. Dabei verschmilzt sie moderne Tanzbewegungen, rituelle Gesten aus alten, afro-karibischen Traditionen und mechanische Bewegungen, die an einen industriellen Kontext denken lassen.
Für Deary Steel (2022) arbeitete Bengolea mit neun Ballettänzern des Jeune Ballet du Conservatoire National Supérieur Musique et Danse in Lyon zusammen, die ein von ihr choreografiertes Programm aufführten. Als Auftragsarbeit des Mudam und von Esch2022 - Kulturhauptstadt Europas wurde es teilweise gefilmt, und zwar an den historischen Orten des Stahlwerks in Belval, und dort insbesondere an einem der aufgegebenen Hochöfen, die für diese Gegend im Süden Luxemburgs, die Minett-Region, so charakteristisch sind. Gefilmte Szenen mit den Tänzern überlagern solche von Feuerritualen, die hier als Symbole für Energie, Ermächtigung und Heilung gemeint sind. Bilder aus dem noch aktiven Stahlwerk von ArcelorMittal in Belval werden kombiniert mit Ausschnitten aus Manga-Cartoons, Bildern chinesischer Medizin und Archivaufnahmen arbeitender Frauen aus dem 20. Jahrhundert. Das Stück handelt vom industriellen und vom post-industriellen Zeitalter und verbindet beide mit der Bewegung des freien Tanzes, wie er in den frühen Jahren des 20. Jahrhunderts von Nackttänzern auf dem schweizerischen Monte Verità praktiziert wurde, um das verlorene Gleichgewicht zwischen Mensch und Natur wieder herzustellen. Bengolea, die außerdem stark vom mineralischen Charakter unseres Planeten fasziniert ist, beschwört die Figur des Maschinenmenschen hervor (aus dem Film Metropolis (1927) von Fritz Lang (1890-1976)) und schafft so ein Werk, in dem „die Rauheit und Stärke des Metalls, die Härte der [industriellen] Streiks, die mechanische Choreographie der Industriearbeit und die Schönheit des Tanzes zusammenkommen.“