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Alvar Aalto

Pars pro toto (Lateinisch: „ein Teil steht für das Ganze“) – Schlafzimmermobiliar repräsentiert die moderne Idee des Gebäudes, für den es bestimmt war: das Sanatorium in Paimio.

Ende des 19. Jahrhunderts wurde das Bakterium entdeckt, das für die Infektionskrankheit Tuberkulose (Tb) verantwortlich ist. Erst von diesem Zeitpunkt an hatte die Medizinwissenschaft ein Mittel in der Hand, um diese zerstörerische Krankheit zu bekämpfen. Weil Tuberkulose vor allem die Lungen befällt, war schon lange bekannt, dass das Umfeld der Patienten von zentraler Bedeutung war. Überall auf der Welt wurden deshalb spezielle Heilstätten gebaut, wo Ruhe und frische Luft vorherrschten. Einer der bekanntesten Kurorte ist das zwischen 1929 und 1933 erbaute Tuberkulose-Sanatorium im finnischen Paimio, entworfen vom Architekten Alvar Aalto.

Bis heute gilt das Sanatorium Paimio als einer der wichtigsten Zweckbauten des 20. Jahrhunderts und eines der bedeutendsten Werke von Aalto. Die Details waren dem Architekten sehr wichtig. Jeder Teil des Gebäudes und dessen Einrichtung sollten der Erholung und dem Wohlbefinden der Tuberkulosepatienten dienen. Die Zimmer sollten einfach zu lüften sein und die Farben Ruhe ausstrahlen. Verzierungen und überflüssige Regalbretter wurden vermieden, da sie Staub anziehen könnten. Wegen der Infektionsgefahr sollten alle Oberflächen leicht zu reinigen sein, weshalb Materialien wie Linoleum, Porzellan und versiegeltes Holz bevorzugt wurden.

Das Mudam konnte im Jahr 2000 die Möbel, Lampen, den Schrank, den Tisch und die Tür eines der Krankenzimmer erwerben. Die intime Installation Sanatorium Paimio (Schlafzimmermobiliar) zeigt, wofür auch das Gebäude steht: Sie ist ein Zeitzeugnis für die Krankheit Tuberkulose und führt uns die Rolle von Architekten und Gestaltern beim Kampf gegen die Krankheit vor Augen. Zugleich ist sie ein Symbol für die zeitlose Schönheit des Modernismus und schließt so an weitere Werke in der Sammlung des Mudam an.

Das Sanatorium wurde von Alvar Aalto entworfen. Die Einrichtung konzipierte
er in enger Zusammenarbeit mit seiner Ehefrau Aino Aalto. Nicht nur die Inneneinrichtung wie Möbel und Lampen, sondern die gesamte Architektur
drückt in ihrer Formensprache, ihren Farben, Materialien und der Oberflächenbearbeitung eine nüchterne Funktionalität aus und ist zugleich von einer eleganten Ästhetik. Grundlage jeder Entscheidung war das Wohlbefinden der Patienten. Ein anschauliches Beispiel ist der ikonische Armlehnstuhl „Paimio“ (1932): Aalto entschied sich gegen das verbreitete Stahlrohrgestell und gab stattdessen anderen, ihrer Ansicht nach menschlicheren und wärmeren Materialien den Vorzug, wie gebogenem Sperr- und Schichtholz. Der leicht geschwungene Rücken des Stuhls sollte dem Patienten ermöglichen, frei ein- und auszuatmen. Der Fokus auf die Basisfunktion und die zeitlose Ausstrahlung sorgen dafür, dass dieser Stuhl auch heute noch vom finnischen Hersteller Artek produziert wird.

Das Gebäude, die Inneneinrichtung und die Möblierung haben zweifellos großen Einfluss auf das spätere Werk von Aalto gehabt. Typisch für sein Konzept ist der kurze Text über die Farben in den Krankenzimmern: „Die Wände sind hell und die Decken dunkler. Dadurch wird das Stimmungsbild aus der Sicht eines liegenden Patienten ruhiger. Der allgemeine Lichtpunkt im Raum befindet sich über dem Kopf des Patienten an der Schnittstelle von Wand und Decke, d.h. außerhalb des Blickwinkels eines liegenden Patienten.“

Text: Louise Schouwenberg

Kunstwerke

  1. Alvar Aalt, "Sanatorium Paimio (mobilier d’une chambre)", 1930–1933. Collection Mudam Luxembourg, Acquisition 2002 © Photo : Rémi Villaggi | Mudam Luxembourg
    Alvar Aalto Sanatorium Paimio (mobilier d’une chambre), 1930–1933

    Acier, aluminium, laiton, métal, nickel, bouleau, contreplaqué, porcelaine, verre
    Collection Mudam Luxembourg
    Acquisition 2000
    (Si Alvar et Aino Alto ont étroitement collaboré pour la conception du mobilier du Sanatorium Paimio, les éléments présents dans la collection du Mudam ont été conçus par Alvar Aalto)
    © Photo : Rémi Villaggi | Mudam Luxembourg

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