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Sanja Iveković

Waiting for the revolution

Sanja Iveković dgilt als eine der bedeutendsten Vertreterinnen der kroatischen Kunstszene, die seit den frühen 19701970er-Jahren ein engagiertes künstlerisches Werk zu Fragestellungen der Geschlechterrollen, der Medien und der Identität voran getrieben hat. Iveković ist Teil einer Generation von Künstlern, die, unter dem Namen „Nova Umjetnička Praksa” - Neue Künstlerische Praxis - bekannt geworden, im Jugoslawien der Zeit nach 1968 nach Unabhängigkeit von staatlicher Einflussnahme strebten und zu einer Öffnung der Kunst hin zu neuen Praktiken und unmittelbar gesellschaftlich relevanten Fragestellungen drängten.

Ihre frühen Arbeiten reflektieren vor allem ihre Position als Angehörige der „Minderheit” von Künstlerinnen in einer von ihr als patriarchalisch verstandenen Gesellschaft. Ihre ersten Fotomontagen und Videos, etwa Tragedy of a Venus (1975), Bitter Life (1975-1976) oder Make Up-Make Downn (1978) sind kritische Auseinandersetzungen mit den durch die Medien vermittelten Frauenbildern und den Mechanismen, denen die Identitätsbildung zwischen Privatsphäre und öffentlichem Leben unterliegt.

Die jüngeren Arbeiten Sanja Ivekovićs nehmen insbesondere jene Veränderungen in den Blick, die durch den Fall der Berliner Mauer und den Zerfall Jugoslawiens in den 1990er-Jahren ausgelöst wurden und thematisieren die Konstruktion kollektiver Erinnerung und Geschichte. Verschiedene Werke der Ausstellung rufen verdrängte und vergessene Seiten von Geschichte und Gesellschaft in Erinnerung, wie den antifaschistischen Widerstand in Jugoslawien (Gen XX, 1997-2001), die Vernichtung von Roma und Sinti durch die Nationalsozialisten (Rohrbach Living Memorial, 2005) oder das Gwangju-Massaker bei den Volksaufständen in Südkorea im Mai 1980 (On the Barricades, 2010). Seit dem Jahr 2000 realisiert Iveković außerdem regelmäßig Projekte für den öffentlichen Raum, bei denen sie traditionelle Formen des Gedenkens durch eine „lebendige Erinnerung” ersetzt, um so den Begriff des Denkmals an sich kritisch zu hinterfragen.

Sanja Iveković Practice Makes a Master, 1982/2009
© Collection of the artist Photo : B. Blasin

Zehn Jahre nach der ersten Präsentation der im öffentlichen Raum gezeigten Lady Rosa of Luxembourg und der nachfolgenden beispiellosen Kontroverse in der luxemburgischen Öffentlichkeit präsentiert das Mudam nun im Rahmen der Ausstellung Waiting for the Revolution reine größere Anzahl von Arbeiten Sanja Ivekovićs von 1975 bis heute. Dabei entwickeln sich zwei thematische Schwerpunkte: Prägend für die erste Werkgruppe ist ihre Auseinandersetzung mit Fragestellungen rund um den Begriff des Denkmals und der kollektiven Erinnerung. In einer zweiten Gruppe sind sowohl frühe Fotomontagen der Künstlerin als auch jüngere Werke versammelt, für die sie auf ähnliche Montagetechniken zurückgreift und in denen sie Fragen nach Geschlechterrollen und der Konstitution des Frauenbildes stellt. Außerdem hat Iveković mit Freiheit ist... (2012) ein neues Projekt für den öffentlichen Raum in Luxemburg entwickelt, das die unterschiedlichen Positionen in der durch Lady Rosa of Luxembourg im Jahre 2001 ausgelösten Debatte aufgreift. Die Ausstellung insgesamt macht deutlich, wie sich Ivekovićs Œuvre über ihre gesamte Laufbahn hinweg als Reaktion auf diverse „Ausnahmezustände” entwickelt hat. „Ich bin keine Künstlerin, die Antworten gibt, sondern eine, die Fragen stellt”, erklärt Iveković hierzu.

Sanja Iveković wurde 1949 in Zagreb geboren, wo sie lebt und arbeitet.

Zur Ausstellung erscheint die Publikation Lady Rosa of Luxembourg von Mudam und Casino Luxembourg. Französisch/Deutsch/Englisch

Credits

Kuratoren:
  • Christophe Gallois
    Enrico Lunghi