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Rayyane Tabet, "Auditorium", 2021. Installation with lights, sound, decommissioned IBM Eames chairs. Exhibition view Walker Art Center.
Rayyane Tabet

Trilogy

Die Intervention von Rayyane Tabet (1983, Achkut, Libanon) findet im Kontext der Ausstellung A Model statt, die Anfang 2024 eröffnet wird. Die Ausstellung versteht sich als weitreichende Überlegung zur Rolle des Museums heute. Hierzu versammelt sie einerseits Arbeiten, die sich kritisch mit dem Museum als Institution auseinandersetzen, und andererseits Interventionen von Künstlern, die eingeladen werden, auf Werke aus der Sammlung des Mudam zu reagieren. Sie unterstreicht die Notwendigkeit, das Museum als lebendigen Ort zu begreifen, der sich nicht länger auf die Funktion des Zurschaustellens beschränkt, sondern aktiv an zeitgenössischen Debatten teilnimmt. A Model erforscht die Möglichkeiten, die sich ergeben, wenn museale Sammlungen als aktive und performative Umgebungen verstanden werden statt als Anhäufungen von Objekten, die es in einer unveränderlichen, zeitlosen Form aufzubewahren gilt.

Im Vorfeld der Ausstellung A Model erhält der libanesische Künstler Rayyane Tabet Carte Blanche, ein raumspezifisches Projekt für den Henry J. und Erna D. Leir Pavillon des Mudam zu entwickeln. Die Arbeit des gelernten Architekten basiert auf der Analyse und dem Verständnis soziokultureller Zusammenhänge. Sie verbindet historische Erinnerung und Subjektivität, um eine alternative Lesart zu offiziellen Diskursen vorzuschlagen und das Objekt der Untersuchung für neue Bedeutungen zu öffnen. Dabei kommt auch dem Ort der Präsentation eine besondere Rolle zu: die Anordnung der Installation im Ausstellungsraum berücksichtigt stets die historischen Rahmenbedingungen der Architektur und legt dabei sowohl ihre Einzigartigkeit als auch ihre Widersprüche offen.

Der Einladung des Mudam folgend, konzipierte der Künstler die Installation Trilogy, die sich um drei Schlüsselperioden der jüngeren Geschichte dreht. Auf die Zeit zwischen den beiden Weltkriegen verweist das von Alvar Aalto entworfene Zimmermobiliar für das Sanatorium in Paimio, das ein wichtiges Ensemble in der Sammlung des Mudam darstellt. Die zwischen 1930 und 1933 entworfenen Möbel, deren funktionalistische Gestaltung zum Wohlbefinden oder gar zur Genesung der Bewohner beitragen sollen, sind exemplarisch für den forschenden Ansatz und das humanistische Denken des Architekten. Dem gleichen Prinzip der Aggregation von Erinnerungen und materiellen Formen folgend, setzt sich Tabet auch mit der Entstehungszeit des Mudam-Gebäudes und zwei weiteren Projekten seines Architekten, Ioeh Ming Pei, auseinander: der Pyramide du Louvre in Paris und dem Erweiterungsbau des Deutschen Historischen Museums in Berlin. Die für ihre Zeit charakteristischen Entwürfe zeichnen sich durch große, transparente und nach außen offene Glasflächen aus – eine metaphorische Entsprechung der zeitgeschichtlichen Wende, die mit dem Zusammenbruch des Ostblocks Anfang der 1990er Jahre eingeläutet wurde. Schließlich thematisiert Tabet auch die Explosion, die sich am 4. August 2020 im Hafen von Beirut ereignete: indem er eine Reihe von Arbeiten aus vor Ort geborgenen Glasfragmente in die Präsentation miteinbezieht, verweist er auf die Möglichkeit einer symbolischen Reparatur.

Biografie
Rayyane Tabet (1983, Achkut, Libanon) hatte Einzelausstellungen im Walker Art Center in Minneapolis (2021), in der Sharjah Art Foundation (2021), im Storefront for Art and Architecture in New York (2020), in der Parasol unit foundation for contemporary art in London (2019), im Metropolitan Museum of Art in New York (2019), im Musée du Louvre in Paris (2019), im Carré d’Art – Musée d’art contemporain in Nîmes (2018) und im Kunstverein in Hamburg (2017). Er nahm an zahlreichen internationalen Gruppenausstellungen teil, darunter die Whitney Biennale (2022), die 7. Yokohama Triennale (2020), die 2. Lahore Biennale (2020), die 21. Sydney Biennale (2018), die Manifesta 12 (2018), die 15. Istanbul Biennale (2017), die 32. Biennale von São Paolo (2016) und die 10. und 12. Sharjah Biennale (2011, 2015). Er lebt und arbeitet zwischen Beirut und San Francisco. Lahore Biennial (2020); the 21st Sydney Biennial (2018); Manifesta 12 (2018), the 15th Istanbul Biennial (2017); the 32nd Sao Paolo Biennial (2016) and the 10th and 12th Sharjah Biennials (2011, 2015). Rayyane Tabet lives and works between Beirut and San Francisco.

Credits

Ort:
Mudam Henry J. und Erna D. Leir Pavilion
Kuratoren:
  • Bettina Steinbrügge, mit Clément Minighetti, Sarah Beaumont und Joel Valabrega