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In der kurzen Dauer seiner außerordentlich produktiven Karriere gelang es Michel Majerus (1967, Esch-sur-Alzette - 2002, Niederanven), den Geist seiner Zeit, jener durch einen sich global ausbreitenden Konsum und von einer zunehmend digitaler Technologie geprägten Jahrzehnte zu erfassen. Seine großformatigen Gemälde und Installationen zeichnen sich durch ein collageartiges Sampling von Versatzstücken aus, die er aus einem äußerst heterogenen Fundus von Bildern und Texten aus der Kunstgeschichte, von Videospielen, aus der Werbung oder der elektronischen Musik schöpft und mit dem er auf den verrückten Hunger nach Bildern und Informationen in der Zeit des die Gesellschaft durchdringenden noch jungen Internets antwortet. In seiner Arbeit überschritt Majerus die gewohnten Regeln der Malerei und schuf unverwechselbare Interpretationen der Popkultur der 90er und der frühen 2000er Jahre, deren Relevanz bis heute nicht nachgelassen hat.
Majerus’ malerische Installationen untersuchten meist die wachsende Bedeutung des Digitalen. Sie erlaubten den Besuchern, sie zu betreten, was ihnen auf immersive Weise eine körperliche Erfahrung dieser Zunahme des Visuellen vermittelte. SINNMASCHINE (1997), die als Teil der Ausstellung im Grand Hall des Mudam steht, gehört zu diesen Arbeiten. In Anspielung auf das Album The Man-Machine (1978) der deutschen Elektropop-Band Kraftwerk ist ihr Boden als Dancefloor gestaltet, von dem die Schritte der Besucher widerhallen. Indem es auf spielerische Weise das Vokabular aus Unterhaltung, Werbung und Nachrichten vermengt, verweist dieses Kunstwerk auf die Gleichförmigkeit des Geschmacks in einer vom globalisierten Kapitalismus geprägten Gesellschaft. Majerus arbeitete mit dem Bilderfundus aus dem Internet, als das Informationszeitalter noch in seinen Kinderschuhen steckte.
Zusätzlich zu SINNMASCHINE präsentiert die Ausstellung noch einige weitere Gemälde von Majerus. Doch statt einen retrospektiven Überblick geben zu wollen, konzentriert sich die Ausstellung auf Majerus’ Arbeitsmethoden, indem erstmalig Archivdokumente aus dem Nachlass von Michel Majerus gezeigt werden. Durch seine Notizbücher, seine Bücher und durch Videoaufnahmen bekommt man eine Ahnung von der faszinierenden Art und Weise, in der Majerus der Welt, in der sein Leben stattfand, Sinn gab – und auf sprichwörtliche Weise eine „Sinnmaschine“ konstruierte. Als aufmerksamer Beobachter der ihn umgebenden Welt, also der Szene einer sich neu entwickelnden globalen digitalen Bildsprache, hielt er seine Gedanken und Eindrücke fest in den Zeichnungen und Texten in seinen Notizbüchern. Die Bücher seiner Bibliothek und seine Videoaufnahmen in VHS, die in der Ausstellung zu sehen sind, führen uns ein in die Welt des Künstlers und erlauben einen verstehenden Zugang zu seinen vielseitigen Interessen wie auch zu den Dingen, die ihn inspirierten und aus denen einige seiner bedeutendsten Werke, wie die SINNMASCHINE, hervorgingen.
Biografie
Michel Majerus (1967, Esch-sur-Alzette - 2002, Niederanven) studierte an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart, bevor er nach Berlin zog, wo er, mit Ausnahme eines einjährigen Aufenthaltes in Los Angeles, bis zu seinem frühen Tod durch einen Flugzeugabsturz im Jahr 2002 lebte und arbeitete. Sein Werk wird in Einzelausstellungen im KW Institute of Contemporary Art, Berlin, im Hamburger Kunstverein und im Neuen Berliner Kunstverein gezeigt werden, neben dreizehn weiteren Museen, die Werke von Majerus aus ihrer Sammlung zeigen werden im Rahmen von Michel Majerus 2022, einer in Deutschland stattfindenden Ausstellungsreihe zu seinem Gedenken. Frühere Einzelausstellungen fanden im Kunstmuseum Stuttgart (2011), im Mudam Luxembourg (2006), im Stedelijk Museum, Amsterdam (2005), im Kunsthaus Graz (2005), in den Deichtorhallen Hamburg (2005), in der T te Liverpool (2004) im Hamburger Bahnhof, Berlin (2003) und in der Kunsthalle Basel (1996) statt.