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Pierre Charpin wandte sich erst nach seinem Kunststudium dem Design zu. Nachdem er 1993/94 ein Jahr in Mailand im Atelier von George Sowden gearbeitet hatte, der neben Ettore Sottsass einer der Mitbegründer der Gruppe Memphis war, kehrte er nach Frankreich zurück und realisierte mehrere Forschungsprojekte zu den Themen „Möbel“, „Glas“ und „Keramik“. Neben seinen Forschungsprojekten arbeitet Charpin auch mit einigen großen Design-firmen, wie Alessi, Venini, Montina oder Post Design zusammen und unterrichtet zudem an der Kunst- und Designhochschule in Reims.
Charpins Objekte zeichnen sich durch klare Linien und Harmonie aus. Mit dem künstlerischen Ansatz des Bildhauers entwirft er Dinge, deren formale und sinnliche Qualitäten ihre funktionellen und strukturellen Eigenschaften überwiegen. Klar in der Form, tauchen doch immer wieder auch spielerische Elemente im Dekor seiner Arbeiten auf.
Für die Manufacture nationale de Sèvres schuf Pierre Charpin eine Vase, deren Form in den mehrere Tausend Stück zählenden Fundus der Vasenformen der Manufaktur eingehen und deren milchig weißes Biskuitporzellan als Rohling von anderen Künstlern dekoriert werden wird. Dieser seit 1950 erstmals wieder formulierte Auftrag, fügt der bis ins 18. Jahrhundert zurückreichenden Tradition der immer wieder aufs Neue dekorierten Grundformen der Manufaktur, die Vase Charpin hinzu, die, in vier verschiedenen Größen und um die Coupe Charpin ergänzt, hergestellt werden wird. Ihre scheinbar so einfache, elementare Form eines Zylinders, der sich zum Vasenfuß hin verengt, wird an ihrem oberen Rand von einem leicht überstehenden Deckel abgeschlossen, dessen konkave Form von einer verkleinerten Öffnung durchbrochen ist. Zusätzlich zu dieser „Neuen Form“ entwarf Charpin die ihr formal verwandte Vase Ruban, die in limitierter Auflage und in drei farblichen Variationen ein sich um ihr Volumen schlingendes Banddekor aufweist.
„Zum Wesentlichen kommen, die Essenz der Formen suchen ohne deshalb neutral zu werden oder gar banal. Sèvres sein! Formen ausarbeiten, die gegenwärtig sind, großzügig in Volumen, Proportion und Eleganz. Die diskret sind, ohne zeichnerische Übertreibung, mit sehr wenigen Details und fließenden Proportionen, an denen das Licht entlang gleitet.“
— Pierre Charpin