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Lisa Oppenheim, in collaboration with Zoe Latta, ‘Textile design’, 2024. Courtesy of the artist and Tanya Bonakdar Gallery, New York/Los Angeles
Lisa Oppenheim

Monsieur Steichen

Oppenheim (1975) damit beauftragt, sich mit dem facettenreichen Werk einer der bekanntesten und zugleich rätselhaftesten Persönlichkeiten der Fotografie des 20. Jahrhunderts auseinander- zusetzen: dem luxemburgisch-amerikanischen Fotografen und Kurator Edward Steichen (1879-1973). Mit fotografischen, textilen und floralen Werken enthüllt Oppenheim ein unerwartetes Porträt von „Monsieur Steichen“.

Seit zwei Jahrzehnten beschäftigt sich Lisa Oppenheim mit der Geschichte der Fotografie und ihren verborgenen Möglichkeiten. In der Ausstellung Monsieur Steichen richtet sie den Fokus auf die weniger bekannten Aspekte im Werk von Edward Steichen: seine lebenslange Leidenschaft für Blumen, seine Textildesigns und seine Experimente im Bereich der Farbfotografie. Die für die Ausstellung entwickelten Werke basieren auf Steichens „verlorenen Fäden“ und „verworfenen Ideen“ bezeichnet, die sie durch ihren eigenen künstlerischen Ansatz neu aufgreift.

Die Ausstellung beginnt mit einer Serie von Fotografien, auf denen Oppenheim eine heute ausgestorbene Schwertlilienart namens „Monsieur Steichen“ wieder zum Leben erweckt, die 1910 von einem französischen Hobby-Botaniker als Hommage an Edward Steichen gezüchtet wurde. Oppenheim stellt sich vor, wie diese Schwertlilie ausgesehen haben könnte, und verwendet dazu zwei sehr unterschiedliche Techniken: die Dye-Transfer- Technik, die Steichen in seinen Farbexperimenten der 1930er und 1940er Jahre verwendete, und die künstliche Intelligenz.

Eine weitere Serie greift Steichens einflussreiche Textildesigns auf, die dieser Mitte der 1920er Jahre ausgehend von Schwarz-Weiß-Fotografien von Alltagsgegenständen schuf. In Zusammenarbeit mit der Modedesignerin Zoe Latta entwarf Oppenheim eine Kollektion neuer Stoffe, die auf Motiven basieren, die Steichen in seinen endgültigen Arbeiten nicht verwendete – verschiedene florale Muster sowie eine auffällige, fast abstrakte Fotografie von Kieselsteinen.

Daneben ist in der Ausstellung eine Auswahl von Steichens Foto- grafien zu sehen, die die zentrale Rolle der Frauen in seinem Leben und Werk unterstreichen, sowie eine Serie mit „Studien“ (Steichen Studies, 2024), die einen Einblick in Oppenheims kreativen Prozess ermöglichen.

Im Festungsgraben rund um das Mudam realisiert Oppenheim zudem eine organische Installation aus Rittersporn, die Steichens Leidenschaft für diese Blumen zum Ausdruck bringt: Eduard’s Garden (2025) wird während der Ausstellung wachsen und im Juni und Juli blühen.

Mit Monsieur Steichen präsentiert Lisa Oppenheim ein subjektives und abstraktes Porträt einer zentralen Persönlichkeit des 20. Jahrhunderts aus der Perspektive der Gegenwart. Durch die Verschmelzung von Techniken und Disziplinen sowie ihrer eigenen Arbeit mit der Steichens eröffnet sie uns einen neuen Vor- stellungsraum für das grenzenlose transformative Potenzial des Bildes.

Biografien

Seit Mitte der 2000er Jahre entwickelt die amerikanische Künstlerin Lisa Oppenheim (1975, New York) ein Werk, das in der Fotografie verwurzelt ist, gleichzeitig aber deren Grenzen kontinuierlich auslotet. Dabei konzentriert sie sich auf das unerschlossene Potenzial der künstlerischen, technischen und populärhistorischen Geschichte des Mediums. Oppenheims Arbeit beruht auf gründlichen Recherchen, die oft ein Eigenleben entwickeln und die Künstlerin auf einen „mäandernden Pfad“ führen, in dessen Verlauf ihre Projekte in einer Kombination aus materieller und wissenschaftlicher Forschung entstehen. Die Künstlerin transformiert – oder „verarbeitet“, wie sie es selbst nennt – Bilder aus der jüngeren und weiter zurückliegenden Vergangenheit, indem sie verschiedene kreative Mechanismen einsetzt; von der Dunkelkammer über andere Medien wie Textilien bis zur Bildhauerei, die seit neuestem Einzug in ihre Werke gehalten hat.

Lisa Oppenheim präsentierte ihr Werk in Einzelausstellungen im Huis Marseille in Amsterdam (2024), im Museum of Contemporary Art in Denver (2018), im Museum of Contemporary Art in Cleveland (2017), im Frac Champagne-Ardenne in Reims (2015), im Kunstverein in Hamburg (2014) sowie im Grazer Kunstverein (2014). Ihre Werke waren bei zahlreichen Gemeinschaftsausstellungen zu sehen, unter anderem im Getty Center in Los Angeles (2024 und 2015), im Los Angeles County Museum of Art, im Guggenheim Museum in New York (2021), im Jewish Museum in New York (2021), in der Whitechapel Gallery in London (2018) oder im Museum of Modern Art in New York (2013). Ihre Werke wurden in die Sammlungen zahlreicher Institutionen aufgenommen, darunter das Getty Center in Los Angeles, das Museum of Modern Art in New York, das SFMOMA in San Francisco, das Guggenheim Museum in New York, das Centre Pompidou in Paris, das Stedelijk Museum in Amsterdam oder das Victoria & Albert Museum in London. Lisa Oppenheim lebt und arbeitet in New York.

Edward Steichen (1879, Bivange, Luxemburg – 1973, Redding, Connecticut) war einer der bedeutendsten und produktivsten Fotografen des 20. Jahrhunderts. Im Laufe seiner Karriere erweiterte er seine fotografische Praxis kontinuierlich um neue Genres und Disziplinen, wobei er häufig die Grenzen zwischen Kunst und kommerzieller Nutzung des Mediums verwischte. Anfang der 1900er Jahre war er neben Alfred Stieglitz eine der wegweisenden Figuren des amerikanischen Piktorialismus. Die Bewegung betonte die malerischen Qualitäten der Fotografie und wollte sie als vollwertige künstlerische Kunstform etablieren. Nach dem Ersten Weltkrieg entwickelte Steichen einen radikal anderen Stil, der sich durch die Arbeit mit Licht, klaren Linien und Komposition auszeichnet. 1923 wurde er von der Verlagsgruppe Condé Nast als Cheffotograf für die Zeitschriften Vanity Fair und Vogue engagiert. In den 1920er und 1930er Jahren schuf Steichen eine beeindruckende Anzahl von Porträts von Prominenten und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens sowie Werbefotografien. Von 1947 bis 1962 unterbrach er seine Karriere als Fotograf, um als Direktor der Abteilung für Fotografie am MoMA in New York zahlreiche Ausstellungen zu kuratieren. Die ambitionierteste und bekannteste davon, The Family of Man (1955), wurde acht Jahre lang auf der ganzen Welt, in 37 Ländern auf sechs Kontinenten gezeigt.

Credits

Ort:
Mudam Henry J. und Erna D. Leir Pavilion
Miniguide:
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Kurator:innen:
  • Christophe Gallois, assistiert von Nathalie Lesure

Die Ausstellung Lisa Oppenheim: Monsieur Steichen wird anlässlich der 10. Ausgabe des Europäischen Monats der Fotografie Luxemburg präsentiert.

Die Ausstellung wird großzügig von Clearstream unterstützt.