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Die drei im Grand Hall ausgestellten Werke von Monika Sosnowska (1972, Ryki, Polen) wurden erst vor Kurzem für die Mudam Sammlung erworben. Die voneinander unabhängigen großformatigen Skulpturen aus bemaltem Beton und Stahl füllen den Raum in abstrakter Komposition. Dabei ist die Verwendung von traditionell im Bauwesen genutzten Materialien wie z. B. Trägern, Stangen, Armierungen oder Rohren charakteristisch für die Arbeit der Künstlerin. Hier werden sie bearbeitet, verdreht und verformt, um neue, von ihrer ursprünglichen Funktion losgelöste Formen zu schaffen. Die Formensprache der Architektur dient Monika Sosnowska immer wieder als direkte Inspirationsquelle, da sie für die symbolische, politische oder ideologische Bedeutung mancher Gebäude ein besonderes Gespür hat. Architektur ist oftmals Trägerin utopischer Visionen, ob sie nun gelungen oder gescheitert sind und die Künstlerin interessiert sich in diesem Bereich besonders für die modernistischen Strömungen des 20. Jahrhunderts, nicht nur in Europa (wie in der osteuropäischen Architektur der Sowjetzeit), sondern auch in Asien.
Während eines ihrer zahlreichen Aufenthalte in Bangladesch wurde sie in Dhaka auf den Architekten und Stadtplaner Muzharul Islam (1923, Murshidabad, Indien – 2012, Dhaka) aufmerksam, der auch ein engagierter Politiker war. Durch diese Begegnung wurde sie Zeuge, wie modernistische Prinzipien in einem anderen kulturellen und wirtschaftlichen Kontext umgesetzt wurden. Sie beobachtete auch die lokalen Baumethoden und -techniken, sei dies bei den Arbeitern, die von Hand an Flussufern Steine abbauten, um sie in Kies und dann in Beton zu verwandeln, oder sei dies bei den zahlreichen unfertigen Bauten, die ununterscheidbar entweder gerade im Entstehen oder schon aufgegeben waren und oben von freistehenden Armierungseisen gesäumt waren. Die hier ausgestellten Skulpturen entstammen direkt Sosnowskas Beobachtungen auf diesem Gebiet. Die englischen Titel beschreiben die Materialien, die sie enthalten: Rebar bezieht sich auf die Armierungseisen, die zur Verstärkung des „Betons“ (engl.: concrete) verwendet werden, ähnlich denen, die aus den unvollendeten Konstruktionen in Dhaka wild herausragen. Hier scheinen sie indes ihre Unabhängigkeit gewonnen zu haben, um freie Formen in den Raum zu zeichnen und mit der geometrischen Rationalität zu brechen, mit der die modernistische Architektur gemeinhin verbunden wird.