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Nikolay Polissky

Large Hadron Collider

Mudam Luxemburg präsentiert im Grand Hall und im ehemaligen Festungsgraben im Außenbereich des Museums eine Serie von monumentalen Konstruktionen des russischen Künstlers Nikolay Polissky. Sein Projekt Large Hadron Collider inspiriert sich am größten Teilchenbeschleuniger der Welt.

Nikolay Polissky, ausgebildeter Keramiker und ehemaliger Landschaftsmaler, zog im Jahr 1990 in das kleine, nahezu verlassene Dorf Nikola-Lenivets, das ca. 200 km entfernt von Moskau in der Kaluga-Region gelegen ist. Ab dem Jahr 2000 entstanden dort nach und nach und in Zusammenarbeit mit der ländlichen Bevölkerung künstlerische Projekte, die zwischen Land Art, Architektur und Skulptur anzusiedeln sind. Insbesondere eine Reihe turmartiger Konstruktionen sind zu nennen, bei denen Polissky sich in ironischer Weise der Formen babylonischer Zikkurats, mittelalterlicher Burgen oder der berühmten Radio- und Fernsehtürmen Moskaus bediente. Seine Projekte, die stets mit vor Ort gefundenen, natürlichen und einfachen Materialien angefertigt werden, entstehen geradezu als soziale und ökologische Kunstwerke, deren Funktion weniger in ihrem Ergebnis, als in der gemeinschaftlichen Arbeit besteht. Als vergängliche Werke gehen sie meist den natürlichen Weg ihrer Materialien, sie vermodern, sie werden verwertet oder anlässlich großer Feiern verbrannt und behalten einzig in der kollektiven Erinnerung und den Fotos des Künstlers einen angemessenen Ort. Polisskys Aktivitäten in dem winzigen Flecken führten nicht nur zu einer gewissen wirtschaftlichen Belebung, sondern auch zur Ansiedlung einiger weiterer Künstler und, seit 2006, zu einem internationalen Architekturfestival (ArchStoyanie), das in der ansonsten kulturell verarmten russischen Provinz ein Glanzlicht setzt.

Für Mudam entwickelte Polissky das Projekt Large Hadron Collider, eine Reihe von archaisch anmutenden Konstruktionen für den Grand Hall und dem ehemaligen Festungsgraben im Außenbereich. Ulmenholz und Weidenruten dienen dem Künstler und seinen Mitarbeitern zur Herstellung von futuristischen Kraftwerksapparaturen, mächtigen Generatoren mit dicken Kabelbündeln, die an Installationen des größten Teilchenbeschleuniger der Welt erinnern (der Large Hadron Collider wurde 2008 nahe Genf eingeweiht). Die handwerklich rauhe Erscheinung läßt das Werk dennoch als nahezu historisches Objekt der Volkskunst-Kultur der russischen Tradition erscheinen und beschwört auch Reminiszenzen an utopische Architekturen der Moderne herauf. Wenngleich weniger radikal im künstlerischen Vorgehen, so stellt Large Hadron Collider doch nach wie vor ein an das Dorf Nikola-Lenivets gebundenes Werk dar, für das der Künstler und sein Team gemeinsam das Holz gesammelt und die Einzelteile hergestellt haben, bevor sie es im Museum zusammensetzen konnten.

Credits

Kuratoren:
  • Clément Minighetti
    Marie-Noëlle Farcy
    Olga Makhroff

Ausstellungspartner:
  • KBL European Private Bankers