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J’ouvre les yeux et tu es là

Präsentation der Sammlung

Die Ausstellung J’ouvre les yeux et tu es là (Ich öffne die Augen und du bist da), in der rund fünfzehn Werke aus der Sammlung des Mudam gezeigt werden, darunter einige Neuzugänge, präsentiert Arbeiten, die das Erscheinen und Verschwinden von Bildern an der Wahrnehmungsschwelle auf subtile Art und Weise fassbar machen: das kurze Auftauchen eines Schattens, das Aufscheinen einer Figur auf dem Papier oder der Leinwand, den Widerschein, die Projektion, die Erzeugung innerer Bilder…

Untitled (ouverture dans le mur, lumière), 2007
© Image : Marie Cool Fabio Balducci

Der Ausstellungstitel J’ouvre les yeux et tu es là ist einem Gemälde aus der Reihe Le monde voit (Die Welt sieht) von Rémy Zaugg entliehen, die, indem sie die „Welt” mit einer Reihe von Aussagen konfrontiert, Fragen rund um Wahrnehmung, Erscheinung und Sichtbarkeit aufwirft. Der Ausstellungstitel nimmt Bezug auf einen jener Momente, da ein Bild entsteht, den Augenblick des Erwachens, wo die Konturen der Welt noch unscharf, verschwommen und nebelhaft erscheinen. Der Perspektivwechsel, der sich in dem Satz vollzieht, hebt außerdem die zentrale Rolle des Betrachters für die ausgestellten Werke hervor, die Bedeutung seiner Wahrnehmungserfahrung: die Bruchstücke, Skizzen oder Fragmente, aus denen sich die Werke zusammenfügen, fungieren gleichsam als Öffnungen, machen sie durchlässig für andere Bilder, geistige Bilder, Assoziationen, Erinnerungen.

Die Werke tragen in sich etwas von dem „Rätsel”, das der Kunsthistoriker Hans Belting als darstellend für den Bildbegriff betrachtet: die unauflösbare Verschränkung von Anwesenheit und Abwesenheit. Die große Bedeutung, die Phänomenen wie Schattenbilder, Projektionen, Spiegelungen oder Verschwinden in der Ausstellung zukommt, ließe sich auch vor dem Hintergrund antiker Texte zur Geschichte der Bilder betrachten. Man denke nur etwa an die berühmte Geschichte von Plinius dem Älteren über die Erfindung der Malerei, von der er in seiner Naturgeschichte (1. Jh.) erzählt: wie eine junge Frau aus Korinth den auf die Wand geworfenen Schatten ihres Geliebten mit einer Linie umreißt, bevor dieser in den Krieg zieht.