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István Csákány. Bernsteinzimmer

Präsentation der Sammlung

Bernsteinzimmer (2010) des in Rumänien geborenen Ungarn István Csákány ist eine ganz in Holz ausgeführte detailreiche und komplexe Rekonstitution einer privaten Heimwerkstatt. Der unaufgeräumt, wie soeben verlassen wirkende fensterlose Kellerraum bekommt durch die künstlerische Verfremdung seiner vollkommenen Gestaltung in Holz etwas von einer metaphorischen Mise en abyme, einer bildlichen Wiederholung: ein Innenraum, in dem sich das alltägliche, geordnete Chaos eines sich in die Bricolage zurückziehenden Mannes spiegelt, der seine eigene prosaische Wirklichkeit lebensgroß abgebildet hat.

Tatsächlich bezieht sich Csákány mit der Werkstatt auf diejenige seines Vaters, deren Erinnerung ihm heute so grob vorkommt wie die Gestaltung der Arbeit im Holz selbst. Gleichzeitig scheint diese so aufwändig und kunstvoll gestaltete Replik eines so typischen Refugiums sich im tiefblauen Raum des Museumspavillons wie eine interstellare Zeitkapsel zu bewegen, wie losgelöst von Raum und Zeit, in die der Betrachter Einblick hat wie in eine fremde Welt.

Daneben unterstreicht Csákány mit Bernsteinzimmer die Bedeutung der im Kollektiv ausgeübten handwerklichen Kunstfertigkeit für die Kunst, wie dies auch durch den Bezug des Titels auf das berühmte Bernsteinzimmer geschieht. Dieses durch sein geheimnisvolles Verschwinden im 2. Weltkrieg geradezu mythisch gewordene Meisterwerk barocker Handwerkskunst, das 1716 als Geschenk des Preußischen Königs Friedrich Wilhelms I. an Zar Peter den Großen von Berlin nach Sankt Petersburg gelangte, war nicht nur das perfekte Ergebnis der meisterlichen Zusammenarbeit heute vergessener Bernsteinschnitzer mit seinem Schöpfer Andreas Schlüter; sein Material und seine Geschichte gaben ihm darüber hinaus eine für den ungarischen Künstler interessante komplizierte zeitliche Struktur.

István Csákány wurde in 1978 in Sepsiszentgyörgy (Sfântu Gheorghe), Rumänien geboren. Er lebt und arbeitet in Berlin.

Credits