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History Keeps Me Awake at Night gibt einen Überblick über das Werk des Künstlers, Schriftstellers und Aktivisten David Wojnarowicz (1954, Red Bank, New Jersey – 1992, New York). Es ist die erste retrospektive Ausstellung seines Werks in Europa.
Von den späten 70er bis zum Beginn der 90er Jahre entwickelte David Wojnarowicz ein vielfältiges Werk aus Fotografie, Malerei, Musik, Film, Skulptur, Texte und Engagement. Wojnarowicz war weitgehend Autodidakt und erlangte im New York der 80er Jahre eine gewisse Bekanntheit, in einer Zeit kreativer Energien, finanzieller Ungewissheiten und tief greifender kultureller Veränderungen. Ineinandergreifende Tendenzen, wie Graffitis, New Wave und No Wave Musik, konzeptuelle Fotografie, Performance und neo-expressionistische Malerei machten aus New York ein Laboratorium für Innovation. Wojnarowicz lehnte es ab, in einem wiedererkennbaren Stil zu arbeiten. Er realisierte stattdessen Werke in technischer Vielfalt und in einer Haltung radikaler Offenheit.
Wojnarowicz sah den Außenseiter als sein eigentliches Ich. Queer und später HIV-positiv, wurde er zu einem leidenschaftlichen AIDS-Aktivisten, während gleichzeitig eine unüberschaubare Zahl an Freunden, Geliebten und Fremden infolge der Untätigkeit der Regierung erkrankten und starben. Wojnarowiczs Arbeit dokumentiert und beleuchtet eine verzweifelte Phase amerikanischer Geschichte: die Krise um AIDS und die Kulturkämpfe der späten 80er und frühen 90er Jahre. Gleichzeitig nimmt er einen Platz in der Reihe der zornigen und eindringlichen Bilderstürmer ein, die von Walt Whitman (1819, West Hills – 1892, Camden) bis zu William S. Burroughs (1914, Saint-Louis – 1997, Lawrence) reicht, die den amerikanischen Mythen, ihrer Tradierung, ihren Wirkungen und ihrer Gewalt auf den Grund gegangen waren. Wie in ihrem Werk geht es auch bei Wojnarowicz um zeitlose Themen wie Sexualität, Spiritualität, Liebe und Verlust. Wojnarowicz, der im Alter von 37 Jahren an den Folgen seiner AIDS-Infektion starb, notierte: „Etwas Privates in eine öffentliche Sache zu verwandeln ist eine Handlung von unglaublicher Reichweite.“
Mit Zorn und Schönheit hat David Wojnarowicz einer Kunst Leben eingehaucht, die Macht kritisch in den Blick nimmt und hinterfragt, warum bestimmte Leben sichtbar sind und andere verborgen bleiben.
— David Breslin, co-curateur de l’exposition
Kurzbiografie
David Wojnarowicz (1954-1992) lebte und arbeitete in New York. Sein Werk war bereits Gegenstand zahlreicher persönlicher Ausstellungen vor allem in der Galerie P.P.O.W in New York und in Institutionen wie der Fondation Cartier in Paris (1986), The Kitchen in New York (1989), der Gallery 44 Centre for Contemporary Photography in Toronto (1996), dem New Museum in New York (1999) und dem Between Bridges in Berlin (2006). Weiterhin war er Teilnehmer von Gruppenausstellungen und internationalen Kunstschauen wie den 41. Rencontres d’Arles (2010) und der 10. Biennale von Gwangju (2014). Seine Werke finden sich in zahlreichen internationalen Sammlungen, etwa im MoMA, dem Virginia Museum of Fine Arts, dem Tel Aviv Museum of Art, dem Art Institute of Chicago, der Rubell Family Collection in Miami und der Broad Art Foundation in Los Angeles. 1991 wurde der Künstler mit dem Louis Comfort Tiffany Award ausgezeichnet.