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Royalty-free images to be used exclusively for press on Mudam
Fiona Tan

Geography of Time

Seit Beginn der 1990er Jahre geht das Werk Fiona Tans mit großer visueller Vielseitigkeit und in seinem Spiel mit spezifischen Zeitlichkeiten dem Zusammenhang von persönlicher und kollektiver Geschichte, der Rolle der Vergangenheit in der Gegenwart, der Verflochtenheit von Gedächtnis und Vergessen und der Durchlässigkeit einer jeden Identität nach. Mit Hunderten von Bildern aus Fotoalben, die von Einwohnern derselben Stadt oder desselben Landes zur Verfügung gestellt wurden, setzt Tans anspruchsvolles Projekt Vox Populi auf idealtypische Weise in Szene, dass das Entscheidende all dieser Fragestellungen letztlich der Blick ist: unser Blick auf die Bilder und, durch sie, auf die Welt, die uns umgibt; aber auch der Blick, den die Bilder, Spiegeln ähnlich, bisweilen auf uns zu werfen scheinen.

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© Courtesy the artist and Frith Street Gallery, London Photo : Aurélien Mole / Mudam Luxembourg

Die Ausstellung Geography of Time zeigt in zehn zwischen 2000 und 2013 entstandenen Werken die Bedeutung, die in Fiona Tans Werk das jeweils persönliche Verhältnis eines jeden Einzelnen zu dem von ihm bewohnten Raum und der von ihm erlebten Zeit hat. Durch Anklänge an die Tradition der niederländischen Malerei oder an fotografische Positionen wie die August Sanders, schaffen die Exponate einen neuen Zugang zum Portraitbegriff an sich: Das Bildnis begegnet uns hier nicht als feststehende Einheit, sondern als eine durchlässige, schwer fassbare, sich leicht verflüchtigende Erscheinung. Oft stehen die fiktiven oder realen Personen, auf die sich die Videoarbeiten beziehen, im Mittelpunkt des Bildes, etwa in Provenance, den Filmportraits von sechs Einwohnern Amsterdams, oder in Nellie, dem Portrait der unehelichen Tochter Rembrandts, Cornelia van Rijns, die sech-zehnjährig nach Indonesien auswanderte. In anderen Werken wiederum treten die betreffenden Personen durch ihre Abwesenheit in Erscheinung, wie beispielsweise in den Innenaufnahmen des Sir John Soane’s Museums in London von Inventory.

Für Fiona Tan ist Zeit ein „Werkzeug, mit dem man gestalten und Dinge freilegen kann, und ein Material, das sich falten, verzerren und neu zusammenfügen lässt”. Jedes Exponat für sich macht diesen Umgang mit Zeit in einer möglichen Aus-prägung anschaulich. Die Zeit wird als mediales Grundprinzip von Video und Fotografie von ihrer subjektiven Seite her betrachtet, d.h. mit ihren „Löchern”, ihren Auslassungen, Dehnungen, Wiederholungen, Gleichzeitigkeiten und Zufällen. Diese „Geografie der Zeit” bedingt darüber hinaus die Form der Werke an sich, also den filmischen Schnitt und die räumliche und architektonische Disposition ihrer Videoarbeiten sowie das in ihnen angelegte Spannungsverhältnis zwischen fotografisch-statischem und filmisch-bewegtem Bild – die Künstlerin spricht hier von „fotografischen Momenten” – oder auch die Entkoppelung von Bild und Ton.

Fiona Tan wurde 1966 in Pekanbaru in Indonesien geboren. Sie lebt und arbeitet in Amsterdam.

Credits

Kuratoren:
  • Christophe Gallois
    Eva Klerck Gange

Co-Kurator:
  • Sarah Beaumont