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Aus Anlass des 15-jährigen Bestehens des Mudam zeichnet die Ausstellung Freigeister ein subjektives Porträt der aktuellen Kunstszene in Luxemburg, indem sie vierzehn in den 1970er und 1980er Jahren geborene Künstler•innen zusammenbringt. Diesen Künstler•innen, die sich mit den unterschiedlichsten Disziplinen, mit Fotografie, Malerei, Installation, Skulptur, Film oder virtueller Realität befassen, ist gemeinsam, dass ihre Herkunft oder ihr persönlicher Werdegang Verbindungen zwischen Luxemburg und anderen Ländern herstellt, worin sich die Weltoffenheit des Großherzogtums widerspiegelt.
Freigeister hebt auch die wesentliche Rolle hervor, die Künstler•innen in der heutigen Gesellschaft spielen, durch ihre kritische, engagierte, schräge oder poetische Sichtweise auf sie. Die Ausstellung zeigt ihr Talent, Rahmenbedingungen, Ideen und Formen in ihrer Etabliertheit in Frage zu stellen, um, mit den Worten des deutschen Philosophen Friedrich Nietzsche (1844 – 1900) , als „freie Geister“ zu handeln.
Der Ausstellung voraus ging ein spezieller Entstehungsprozess. Als gemeinschaftliche Plattform konzipiert, gab es im Vorfeld von Freigeister mehrere Events zum Informations- und Erfahrungsaustausch, bei denen die Reflexion über das Ausstellungsprojekt mit Begegnungen mit Forschern, Schriftstellern, Instituts- und Verbandsleitern usw. verknüpft wurden, und Diskussionen zu den Luxemburger Themen Migration, Vielsprachigkeit, Zusammenleben, Umwelt und Wirtschaft geführt wurden.
Ohne diese Themen lediglich illustrieren zu wollen, ist die Freigeister-Ausstellung von diesen Gesprächen geprägt, deren Gedanken in ihre Konzeption eingeflossen sind. Sie versammelt Werke, die von den Künstler•innen als Antwort auf diesen Kontext konzipiert wurden, und die als Fragmente einer umfassenderen Kunstszene zu sehen sind, die sich durch ihre Vitalität und Pluralität auszeichnet.
Im Rahmen der Ausstellung hat die museumspädagogische Abteilung gemeinsam mit dem Künstler Daniel Wagener ein spezielles Projekt rund um einen Brotbackofen entwickelt, der vor dem Museum errichtet wurde. Ket Baker wird während der Dauer der Ausstellung regelmäßig aktiviert werden. Ein Programm mit Performances und Begegnungen wird, nach dem Prinzip einer gemeinschaftlichen Plattform, ebenfalls die Ausstellung begleiten. Die Performances von Marco Godinho, Sophie Jung, Catherine Lorent, Karoline Markiewicz & Pascal Piron sowie Filip Markiewicz werden am Wochenende des 13./14. November als Echo auf die Luxembourg Art Week präsentiert werden.
Schließlich hat das Mudam siebenundzwanzig Personen aus den unterschiedlichsten Erfahrungsbereichen eingeladen, über sechsundzwanzig Worte zu sprechen, um so ein Video-Alphabet zu bilden, von „Ailleurs“ (Anderswo) bis „Zesummen“ (Zusammen). All diese kurzen gefilmten Stellungnahmen skizzieren so ein subjektives und ausschnitthaftes Porträt der Luxemburger Gesellschaft und lenken außerdem den Blick auf einige der Probleme unserer heutigen Welt.
Freigeister knüpft an die Ausstellungen an, die das Mudam in den vergangenen Jahren dem Schaffen zeitgenössischer Künstler aus Luxemburg gewidmet hat, darunter ELO: Inner Exile – Outer Limits (2008), Atelier Luxembourg – The Venice Biennale Projects (1988–2011) (2012) sowie die Retrospektiven von Su-Mei Tse (2017), Bert Theis (2019) und Jean-Marie Biwer (2020).
Biografien
Yann Annicchiarico (1983, Luxemburg) hatte Einzelausstellungen im KIT – Kunst im Tunnel, Düsseldorf (2020); in der Galerie Nosbaum Reding, Luxemburg (2019); im Centre des Arts Pluriels, Ettelbruck (2018). Er nahm teil an Künstlerresidenzen in der Fonderie Darling, Montreal (2019) und in der Villa Médicis, Académie de France, Rom (2015). Er erhielt 2020 das Stipendium Bourse Francis-André für seine erste Einzelausstellung in einer öffentlichen Institution im KIT – Kunst im Tunnel, Düsseldorf (2020). Er lebt und arbeitet in Luxemburg.
Laurianne Bixhain (1987, Wiltz) hatte Einzelausstellungen bei Lët’z Arles – Rencontres internationales de la Photographie d’Arles (2017); im Cercle Cité, Luxemburg und im Centre National de l’Audiovisuel, Dudelange (2016); in der Galerie der Hochschule für Grafik und Buchkunst, Leipzig (2015); im Centre d’Art Nei Liicht, Dudelange (2014). Sie nahm teil an Künstlerresidenzen in der Fonderie Darling, Montreal (2017), in der Islington Mill, Manchester (2016) und in Torna, Istanbul (2014). Derzeit nimmt sie teil an einer Künstlerresidenz im ISELP, Brüssel (2021). Sie lebt und arbeitet in Luxemburg und in Brüssel.
Aline Bouvy (1974, Watermael-Boitsfort, Belgien) hatte Einzelausstellungen im IKOP – Museum für Zeitgenössische Kunst, Eupen (2020-2021); im Künsterhaus Bethanien, Berlin (2019); in der Galerie Nosbaum Reding, Luxemburg (2018, 2014); in der Galerie Albert Baronian, Brüssel (2018); im CIAP, Hasselt (2018). Von 2000 bis 2013 arbeitete Aline Bouvy mit John Gillis zusammen. Sie ist Gründungsmitglied des feministischen Kollektivs „The After Lucy Experiment“, gemeinsam mit Claudia Radulescu, Delphine Deguislage, Charlotte Beaudry, Céline Gillain und Aurélie Gravas (2010 – 2015). Sie lebt und arbeitet in Luxemburg und Brüssel.
Marco Godinho (1978, Salvaterra de Magos, Portugal) hatte Einzelausstellungen im Parvis – Centre d’art contemporain, Tarbes (2019); in der Fonderie Darling, Montreal (2018); im MAMAC – Musée d’art moderne et contemporain, Nizza (2016); im MNAC – Museu Nacional de Arte Contemporânea do Chiado, Lissabon (2015); im Museo Universitario Universidad de Antioquia, Medellín (2013); im Casino Luxemburg – Forum d’Art Contemporain, Luxemburg (2013). 2019 stellte er für Luxemburg auf der 58. Biennale von Venedig aus. Er lebt und arbeitet in Luxemburg und in Paris.
Sophie Jung (1982, Luxemburg) hatte Einzelausstellungen im Casino Luxemburg – Forum d’Art Contemporain, Luxemburg (2020); im Kunstmuseum Basel (2018); in der Blain Southern Gallery, London (2018). 2016 und 2019 war sie Preisträgerin des Swiss Art Awards. 2018 erhielt sie den Manor Kunstpreis. Sophie Jung lebt und arbeitet in London und in Basel.
Catherine Lorent (1977, München) hatte Einzelausstellungen im Centre d’Art Nei Liicht, Dudelange (2021); im Toolbox Finnish-German Artspace, Berlin (2019); im bb15 Space for Contemporary Art, Linz (2018); in der artothek Köln (2016). 2013 stellte sie für Luxemburg auf der 55. Biennale von Venedig aus. Neben ihrer Tätigkeit als bildende Künstlerin gründete sie mehrere Musikprojekte, darunter Gran Horno. Sie lebt und arbeitet in Berlin.
Filip Markiewicz (1980, Esch-sur-Alzette) hatte Einzelausstellungen im C+N Canepaneri, Mailand (2020); im MNAC – Nationales Museum für zeitgenössische Kunst, Bukarest (2020); in der Kunsthalle Osnabrück (2019); im CCA – Derry/Londonderry (2019); im Casino Luxembourg – Forum d’Art Contemporain (2018); in La Panacée, Montpellier (2018); im Theater Basel (2017). 2015 stellte er für Luxemburg auf der 56. Biennale von Venedig aus. Er lebt und arbeitet in Hamburg und in Luxemburg.
Karolina Markiewicz (1976, Luxembourg) und Pascal Piron (1982, Luxemburg) arbeiten seit 2013 zusammen. Sie hatten Einzelausstellungen im Casino Luxembourg – Forum d’Art Contemporain (2021/2016); im Centre National de l’Audiovisuel, Dudelange (2019); im VT Artsalon und TheCube Project Space, Taipeh (2018); im Centre d’Art Dominique Lang, Dudelange (2017). Sie nahmen 2015 als offizielle Repräsentanten von Liechtenstein an der 56. Biennale von Venedig teil und hatten zahlreiche Teilnahmen an internationalen Filmfestivals, wie 2019 bei den 76. Filmfestspielen von Venedig. Sie leben und arbeiten in Luxemburg.
Claudia Passeri (1977, Esch-sur-Alzette) hatte Einzelausstellungen in der Galerie Nosbaum Reding (2020); bei Lët’z Arles – Rencontres internationales de la Photographie d’Arles (2019); in der SRISA Gallery, Florenz (2017). Sie begründete einige kollektive und kuratorische Projekte wie auch Künstlerresidenzen: Agence Borderline (2006), gemeinsam mit Michèle Walerich, Transitus immobilis (2018), mit Catherine Lorent und Serge Ecker, sowie Common Wealth (2018) mit Benoit Delzelle. Sie lebt und arbeitet in Luxemburg und in Umbrien (Italien).
Daniel Reuter (1976, Trier) hatte Einzelausstellungen bei Lët’z Arles – Rencontres internationales de la Photographie d’Arles (2021); in der Galerie Nosbaum Reding, Luxemburg (2021); in Harbinger, Reykjavik (2020); Neskirkja Reykjavik (2018); Ramskram, Reykjavik (2018); MiCamera, Mailand (2014) und 25 Books, Berlin. Er lebt in Luxemburg und in Reykjavik.
Nina Tomàs (1989, Béziers) hatte Einzelausstellungen in der Fondation privée du Carrefour des Arts, Brüssel (2020); in der Galerie Nosbaum Reding, Luxemburg (2019); in der Galerie Art Est Ouest, Marseille (2017). Sie nahm teil an Künstlerresidenzen im ISELP, Brüssel (2021); an der Fondation privée du Carrefour des Arts, Brüssel (2017) und am Anderson Center, Minnesota (2016). Sie lebt und arbeitet in Luxemburg und Brüssel.
Daniel Wagener (1988, Luxembourg) hatte Einzelausstellungen im AICA Kiosk, Luxembourg (2018); im Centre d’art Dominique Lang, Dudelange (2017). Er nahm teil an Künstlerresidenzen im Centre Culturel de Rencontre Abbaye de Neumünster, Luxemburg (2020) und im ISCP – International Studio & Curatorial Program, New York (2018). 2020 gründete Daniel Wagener gemeinsam mit Axel Claes das kollektive Projekt „Les Conseillers“, um ein Programm zu Drucktechniken anzubieten im Kanal – Centre Pompidou, Brüssel. Er lebt und arbeitet in Brüssel.
Jeff Weber (1980) hatte Einzelausstellungen im Carré d’art – Musée d’art contemporain, Nîmes (2021); im Lxhxb, Eidhoven (2020); in der Galerie Erna Hecey, Luxemburg (2019); in der Kunsthalle Leipzig (2014–2017); in der Jan Van Eyck Academie, Maastricht (2012). Er erhielt das Stipendium Bourse Bert-Theis (2018) sowie den Edward Steichen Award (2015). Er nahm teil an Künstlerresidenzen in der Cité Internationale des Arts, Paris (2020) und im ISCP – International Studio & Curatorial Program, New York (2015). Er lebt und arbeitet in Berlin.