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Ettore Sottsass

& Sottsass Associati

Ettore Sottsass wurde 1917 in Innsbruck geboren. 1939 erhielt er ein Diplom in Architektur der Polytechnischen Hochschule in Turin. Nachdem er nach dem Krieg an einigen architektonischen Projekten gearbeitet hatte, wurde er 1957 Art Director der Möbelfabrik Poltronova und 1958 Designberater der Firma für Büromaschinen Olivetti, für die er u.a. den Computer Elea 9003 (1959) und die Schreibmaschine Valentine (1969) entwarf. Nach einer Reise in den Orient entstanden bereits in den späten 50er Jahren die ersten Keramiken. 1960 eröffnete er sein eigenes Designbüro, Ricerche Design, und entwarf u.a für Alessi. Vordenker der Bewegung der „radikalen Architektur“, die sich dem reinen Funktionalismus und Rationalismus der Moderne verweigerte, war Sottsass in den 1960er und 1970er Jahren intensiv in die theoretische Debatte eingebunden. Nach den Gründungen der Gruppen Global Tools (1973), die sich als Gegenschule der Architektur verstand, und Alchymia (1976), bei der die „radikalen“ Ansätze in Design übersetzt werden sollten, gründete Sottsass 1981 mit einigen jüngeren Kollegen die Gruppe Memphis, deren Entwürfe schnell zum Synonym für „Neues Design“ wurden. Im selben Jahr gründete er zudem seine Agentur Sottsass Associati, mit der er zahlreiche Architektur- und Design-Projekte realisierte. Die hier gezeigten Werke entstammen seiner fruchtbaren Zusammenarbeit der vergangenen fünfzehn Jahre mit der Manufacture nationale de Sèvres und der Zusammenarbeit seiner Agentur Sottsass Associati mit dem Unternehmen DuPont. Beide Projekte illustrieren Sottsass’ Experimentierfreude im Hinblick auf Farben, Formen und Materialien.

Die Szenografie von Adrien Rovero
Die Szenografie des jungen Schweizer Designers Adrien Rovero (*1981) stellt die Porzellanarbeiten Ettore Sottsass’ auf eine 1,45 m hohe Plattform. Dies erlaubt eine monumentalisierte Perspektive aus unterschiedlichen Standpunkten auf die Vasen, die so von außen oder aus der Untersicht der kleinen Luke wie Architekturen oder architektonische Modelle wirken. „Zwischen städtischer Vision, geometrischer Landschaft und überdimensionierten Objekten untersucht die Installation die Frage der Maßstäblichkeit. (...) Der Besucher kann eine Landschaft auf dem Tisch betrachten; er kann, wenn er mit seinem Kopf in der Mitte der Plattform auftaucht, in die Details einsteigen oder, wenn er auf den Sockel steigt, der etwas abseits steht, einen entfernteren Standpunkt einnehmen. Diese drei Blickwinkel erlauben es, die Keramiken ganz zu begreifen.“ (Adrien Rovero) Auf diese Weise entsteht ein direkter Dialog mit den architekturhaften Formen aus Corian des Projektes Exercises in Another Material.

„Gesänge und Landschaften“

Ettore Sottsass und die Manufacture nationale de Sèvres

Aus der zweimaligen Zusammenarbeit von Ettore Sottsass mit der Manufacture nationale de Sèvres sind von 1994 bis 1996 zunächst 14 Vasen und ein Surtout de Table hervorgegangen, denen im Jahre 2006 weitere 5 Objekte (Vasen, Schale, Surtout), folgten, die mit Glas, Marmor und Schnüren kombiniert wurden. Sottsass, ganz in der Tradition des Designers stehend, der Gebrauchsgegenstände herstellt, nannte seine Objekte „Vasen“ und versah sie mit 14 assoziationsreichen Frauennamen aus der Literatur und mit 5 Namen nach den Gesängen der Zigeuner. Der Designer konzipierte Keramiken mit architekturhaftem Charakter, strenge Formen zwischen Skulptur und Objekt, die durch einige verspielte Details und durch die für ihn wie auch für die Manufaktur typische Buntfarbigkeit aufgelockert wurden. So konnte den über 1000 der Manufaktur zur Verfügung stehenden Farben ein korallenfarbenes leuchtendes Orangerot, das „Rouge Sottsass“, hinzugefügt werden. Der technische Aufwand der als Einzelstücke hergestellten Werke ist ihnen kaum anzusehen. Doch steckt in ihnen das Know-how einer über 250-jährigen Tradition. Die Auswahl der unterschiedlichen Tonarten, das Drehen bzw. Giessen der Vasen, das Zusammenfügen der einzelnen Teile, der mehrfache Brand, die farbigen Glasuren und die Vergoldung verlangen eine Vielzahl von handwerklichen Experten, die in einen Produktionsprozess eingebunden werden, dessen Fortbestehen auf höchstem künstlerischen Niveau vom französischen Staat gewährleistet wird.

„Exercises in Another Material“

Sottsass Associati und DuPont

Die vierzehn architektonischen Formen, die unter dem Titel Übungen in einem anderen Material versammelt sind, stellen das Ergebnis einer im Jahre 2000 von Ettore Sottsass’ Designagentur Sottsass Associati unternommenen Untersuchung dar, mit der das Potential des Ende der 1960er Jahre von DuPont erfundenen Materials namens Corian analysiert wurde. Sottsass, der bei der Gestaltung der Inneneinrichtung des neuen Flughafens von Malpensa gute Erfahrungen mit Corian gemacht hatte, hatte dem Unternehmen vorgeschlagen, den Werkstoff auf eine neue Weise bekannt zu machen, die über seine häufigste Verwendung in Form von Platten hinausging und die seine farbliche Vielfalt hervorhob. Die so von Sottsass Associati entworfenen abstrakten Formen, die an architektonische Elemente wie Säulen, Wände, Raumteiler und ähnliches erinnern, loten die spezifischen Eigenschaften dieses Werkstoffes, aber auch seine technischen und ästhetischen Grenzen aus: „Wir wollten herausfinden, wo die Grenzen dieses Materials lagen, wo es beginnt, matt und still und langweilig zu werden. Wir wollten herausfinden, wo sich die Grenzen der Farben befanden, wo diese beginnen, ihre Intensität und ihre Präsenz zu verlieren. (...) Und wir wollten herausfinden, wie dieses Material mit anderen Materialien, wie Holz, Stein, Chrom oder Neonlicht zusammengehen würde.“ (Sottsass)

Mit den so entstandenen, ebenso monumentalen wie verspielten 14 architektonischen Formen ohne konkrete Funktionalität überschreitet Sottsass Associati die klassische Rolle des Designs.

Credits

Kuratorin:
  • Marie-Claude Beaud

Szenografie:
  • Adrien Rovero

In Zusammenarbeit mit DuPont und der Manufacture nationale de Sèvres