–
Dieser Dialog zwischen zwei bedeutenden Kunstwerken – einer Bodeninstallation von Cabrita (*1956, Lissabon) aus der Mudam Sammlung und einer hängenden Skulptur von Cerith Wyn Evans (*1958, Llanelli) aus der Pinault Collection – ist das zweite Kapitel einer Zusammenarbeit, die im Jahr 2019 mit der Präsentation von Werken des Künstlers Danh Vo begonnen hat. Die dialogische Gegenüberstellung setzt sich fort mit dem Thema des Lichts und der Frage, wie es in der künstlerischen Arbeit der beiden Künstler zu einem eigenständigen Material wird.
Die Neonröhre ist eines der wiederkehrenden Elemente im Formenschatz von Cabrita, der aus recycelten Materialien neue Ensembles schafft, die Erinnerungen an ihren Ursprung aufscheinen lassen. Seine skulpturale Arbeit À propos des lieux d’origine #1 (Bezüglich der Ursprungsorte #1, 2005) besteht aus rohen Baumaterialien – Stahlelementen, Ziegeln – und Neonröhren, die durch gewundene Kabel miteinander verbunden sind. Die Installation, die in ihrer gleichzeitig offenen und geschlossenen rechtwinkligen Form an die Abmessungen des ursprünglichen Einsatzortes ihrer Bestandteile erinnert, wird Teil des Raumes und offenbart eine Reihe von Spannungen: Der Funktionalität des Raumes steht die Bildmacht der Installation entgegen, die Stimmigkeit der realen Architektur kontrastiert mit der Zusammenstellung unzusammenhängender Elemente. Die weiße Kälte der Leuchtstoffröhren wird innerhalb des Ensembles zu einem Material, das Linien aus Licht in den Raum zeichnet.
We are in Yucatan and every unpredicted thing (Wir sind in Yucatan und jede unvorhersehbare Sache, 2012/2014) von Cerith Wyn Evans ihrerseits ist dank der poetischen Akzente ihres Titels eine Einladung in ein Anderswo. In der Arbeit findet die Anspielung auf eine ferne mexikanische Gegend mit italienischem kunsthandwerklichem Geschick zusammen. Die Skulptur besteht aus einem feingliedrigen Kronleuchter, der eigens von der Glaswerkstatt Galliano Ferro in Murano angefertigt wurde. Seine Leuchtkraft verändert sich auf subtile Weise entlang vom Künstler komponierter Klangfolgen, die auf Maschinengeräuschen und Vogelgezwitscher basieren. Das Werk zeugt von seinem Interesse für – verbale und auch nonverbale – sprachliche Mechanismen. Wyn Evans, der hier mithilfe der in Lichtsignale übersetzten abstrakten Klangsprache unsere Wahrnehmung anregt, besetzt den Raum, ganz wie Cabrita, indem er ihn verändert.