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Daniel Buren

Architecture | Contre – Architecture : Transposition | 2010 | Travail in situ

Daniel Burens Ausstellung im Grand Hall des Mudam folgt einer gemeinsamen Einladung des Mudam und des Centre Pompidou-Metz, hier wie dort eine auf die jeweiligen Räumlichkeiten antwortende Arbeit zu konzipieren. Wie oft in seinem Werk greift Buren in seiner unverkennbaren Art die vorgefundenen „Rahmenbedingungen” auf, denen ausgestellte Kunst unterliegt, seien diese ästhetisch, architektonisch oder institutionell, und macht einige ihrer Aspekte sichtbar.

© Daniel Buren : Architecture, contre-architecture : transposition, 2010, Travail in situ, Production Mudam Luxembourg Photo : Andrés Lejona

Daniel Buren ist den Kennern Luxemburgs besonders vertraut durch seine im Stadtgebiet verteilte Arbeit mit dem Titel D’un cercle à l’autre - Le paysage emprunté (Von einem Kreis zum anderen - die geborgte Landschaft), die aus mehreren quadratischen, orange-weiß gestreiften und rund durchbrochenen Rahmen besteht, mit denen die Postkartenblicke auf die Altstadt in ihrem pittoresken Charakter unterstrichen und zum Landschaftsbild werden. Hatten hier die für sein Werk lange Zeit charakteristischen Streifen noch die Funktion eines visuellen Signals, das, ohne selbst etwas zu bedeuten, Aufmerksamkeit auf sich zieht, so spielen die ursprünglich als „visuelles Werkzeug” verstandenen Längsstreifen heute meist nur noch die Rolle einer zeichenhaften Signatur.

Burens sich seit über vierzig Jahren weiter entwickelndes Werk beschäftigt sich im Mudam mit der dominantesten „Rahmenbedingung” überhaupt, der Architektur Ieoh Ming Peis, sowie mit der ihm für diesen Anlass gestellten Aufgabe, im Grand Hall auszustellen. Beidem begegnet er mit einer gewissen widerspenstigen Ironie, letzterem, indem er seine Arbeit in den Pavillon verlegt, um diesen dann allerdings im Maßstab 1 : 1 im Grand Hall, der eine ähnliche gläserne Dachkonstruktion hat, zu reproduzieren

© Daniel Buren : Architecture, contre-architecture : transposition, 2010, Travail in situ, Production Mudam Luxembourg Photo : Andrés Lejona

Buren führt so mit der Architektur in der Architektur nicht nur ihre ästhetischen Zusammenhänge und Details deutlich vor Augen. Mit diesem außergewöhnlich aufwändigen Eingriff verweist er auch auf die Wirkmacht des Gebäudes als Ausstellungsrahmen. Nicht zum ersten Mal spielt Buren hier die Dominanz eines Museumsgebäudes gegen sich selbst aus. Wie in einigen seiner erfolgreichsten Ausstellungen stellt er das Museum im Museum aus und akzentuiert so die Grenzen zwischen Innen und Außen, nicht nur des Gebäudes, sondern auch der Kunst an sich.

Doch ist neben dem die visuellen Machtverhältnisse entlarvenden Charakter der Arbeit Burens auch noch der genuin malerische zu beachten, der den Künstler Buren zu seinen Anfängen in den 1960er Jahren zurückführt, als er sich einer möglichst unmittelbaren, nur auf sich selbst verweisenden Malerei anzunähern versuchte. Mittels der malerischen Grundsubstanzen der Farbe und des Lichts formuliert Buren mit dem bunten Dach des Pavillons eine Art dreidimensionales Gemälde, das seine Existenz erst durch die aufmerksame und von der Bewegung im Raum bestimmte Wahrnehmung des Betrachters entfaltet. Gemeinsam mit der farbigen Installation in situ zu einem unmittelbaren und daher im Wesen unkommunizierbaren Kunstwerk vereinigt, steht so das individuelle Seherlebnis des Betrachters im Mittelpunkt.

Credits

Kurator:
  • Enrico Lunghi